Hey zusammen,
ich bin Mitte 30 und arbeite aktuell im Software Sales. Objektiv betrachtet geht es mir beruflich sehr gut: Ich verdiene derzeit rund 120.000 € im Jahr plus Firmenwagen, mit realistischer Perspektive auf 130–150k in den nächsten Jahren. Ich habe sehr viele Freiheiten, bin nur ein bis zwei Tage pro Woche im Office, arbeite häufig unter 35 Stunden und werde im Unternehmen wie auch im Team sehr geschätzt. Es gibt natürlich auch stressigere Phasen mit deutlich mehr Arbeitszeit, aber die sind eher die Ausnahme als die Regel. Insgesamt also ein extrem komfortables Setup.
Mein größtes Problem ist allerdings mein direkter Vorgesetzter bzw. der Geschäftsführer. Menschlich ist er wirklich ein super Typ und als Kollege absolut in Ordnung, aber als Führungskraft funktioniert er für mich praktisch gar nicht. Er hat keinerlei Leadership-Erfahrung, bildet sich selbst nicht weiter und hat auch kein echtes Interesse daran, daran etwas zu ändern. Entsprechend kann ich fachlich wie persönlich nichts von ihm lernen. Um ehrlich zu sein, gehen die meisten Deals, bei denen er inhaltlich stärker eingebunden ist oder tiefer Einblick nimmt, am Ende schief. Ich versuche deshalb, fachliche Themen so gut es geht an ihm vorbeizusteuern, was natürlich keine nachhaltige Lösung ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass es im Unternehmen keine echte Perspektive nach oben gibt. Die einzige wirklich spannende Position ist faktisch seine, und eine Weiterentwicklung, sei es fachlich oder hierarchisch ist aktuell nicht realistisch.
Ich investiere privat bereits seit Jahren viel Zeit und Geld in Weiterbildung, sei es fachlich im Sales-Umfeld, strategisch oder auch persönlich. Allerdings merke ich langsam, dass mir selbst dort die wirklich neuen Impulse ausgehen. Ohne ein Umfeld, von dem ich lernen kann, fühlt sich das Ganze zunehmend nach Stillstand an, trotz aller objektiven Vorteile des Jobs.
Jetzt frage ich mich ernsthaft, wie ich damit umgehen soll. Bleibt man in einem sehr gut bezahlten, flexiblen und sicheren Job, obwohl man fachlich und persönlich stagniert? Oder ist es sinnvoll, bewusst ein höheres Risiko einzugehen, um wieder stärker zu wachsen auch wenn das vermutlich mehr Stress, weniger Freiheit und vielleicht kurzfristig sogar weniger Geld bedeutet?
Mich würde interessieren, ob jemand von euch schon einmal in einer ähnlichen Situation war und wie ihr das rückblickend bewertet. Habt ihr euch für den Verbleib im „goldenen Käfig“ entschieden oder bewusst den Schritt raus gewagt? Und seht ihr mögliche Zwischenwege, die ich vielleicht noch nicht auf dem Schirm habe?
Danke euch fürs Lesen und für euren Input.
TL;DR: Mitte 30, Software Sales, sehr gutes Gehalt und viel Freiheit, aber keine Führung, kein Lernen und keine Entwicklungsperspektive. Private Weiterbildung stößt an Grenzen. Bleiben oder wechseln?
Hängt davon ab, was dir wichtig ist. 130k€-150k€ ist Base Salary ohne Provision bei US Tech für jemanden mit 5-10 Jahren relevanter Erfahrung. Kommt dafür mit vielen Unabwegbarkeiten, kaum Stabilität und vermutlich mehr Druck.
Gehaltlich kannst du dich mit einem side Step potentiell um 100% steigern (250k€-280k€ + Aktien). Es gibt auch Top Leute die deine Entwicklung fördern und deine Skills weiterentwickeln.
Das ist dann wirklich ein goldener Käfig.
Unterschreibe ich so. Wenn man Glück hat, gibt es diese Führungskraft, die dich fördert. Ist allerdings leider nicht die Regel. Daher eher davon lösen, allzu viel von seiner Führungskraft zu erwarten. Behandle dein Territory so, als wärst du selbstständig und erwarte nicht allzu viel Support. Grade im New Logo Sales gibt es nicht den einen Weg zum Erfolg oder ein Geheimrezept. Dranbleiben ist der Schlüssel.
Für 130-150 muss man nicht zu US-Tech, das bekommt man auch hier. Für unter 200k OTE würde ich niemals zum Amerikaner wechseln.
130k Grundgehalt sind bei einem branchenüblichen 50/50 Split 260k OTE. Sind uns da also einig.
Wie sähe dieser Side Step denn aus?
Na du machst den gleichen Job woanders für etwas mehr Geld 😃
Was willst du genau wissen?
Korrekte Antwort. Du bist aktuell unterbezahlt. Top Performer können sogar hoch 6 Stellung sein. Nach oben gibt's es immer Platz.
„ bin nur ein bis zwei Tage pro Woche im Office, arbeite häufig unter 35 Stunden“
Viel hängt davon ab wie wichtig Dir das ist. Ich kenne wenige auch sehr wohlhabende Personen die im fortgeschrittenen Alter „mein grösster Fehler war es nicht mehr Wochenstunden gearbeitet zu haben“ sagen.
Noch nie im Leben gehört, aber ok.
Alternativ das Leben beginnen. Lesen, lesen lesen (unterschiedlichste Themenbereiche) und etwas Abstand gewinnen während man laufen lässt. Da ergeben sich neue Perspektiven
Im Grunde geht es darum, auf was du optimieren möchtest. Gute Work Life Balance, Gehalt, guter Chef, etc. Alles wirst du wahrscheinlich nirgends bekommen.
Ich an deiner Stelle würde aber versuchen einen neuen “goldenen Käfig” wo anders zu finden. Bei deinem Gehalt und Alter ist auf jeden Fall noch Spielraum nach oben. Ich würde auf jeden Fall auch über Big Tech nachdenken.
Ich hoffe du siehst im hustle auch, in welch privilegierter Situation du dich befindest - auf die gesamte Gesellschaft im Land aber auch weltweit bezogen. Ernsthafte Frage: kann man in den Software Sales Bereich auch quer einsteigen (mit fremdem NAWI Studium z.B.) oder muss man dazu ausgebildeter ITler sein?
Ich hab BWL studiert und wollte gar nicht in den Vertrieb. Absoluter Zufall gewesen und so geht es auch den meisten meiner Kollegen. Bist also good to go 🫡
Ah cool, danke dir! Sucht deine Firma evtl. wen? 😄 Standort: Österreich
Ist dieses „sehr gute Gehalt“ hier mit uns im Raum?
Übertreib nicht deine Rolle Majestro
der Name ist Programm… Bei dir ist vermutlich schon zu viel Blut aus dem Hirn abgeflossen
Einzig sinnvoller Kommentar