Hallo zusammen,

das hier ist kein „Humblebrag“, sondern ganz bewusst ein Dankbarkeitspost mit dem Zweitaccount.

Wir sind 37 (ich) und 35 (meine Frau), haben zwei kleine Kinder und leben in Luxemburg. Aktuell liegen wir als Haushalt bei rund 250k brutto, davon 175k bei mir (höherer Dienst im ÖD, legal) und 75k bei meiner Frau (Teilzeit, höherer Dienst im Bildungssystem). Perspektivisch wird sie wieder aufstocken, zunächst in 75% Teilzeit, später ggf. wieder Richtung Vollzeit.

Für uns fühlt sich diese Konstellation extrem privilegiert an. Wir können uns im Alltag alles leisten, was wir wirklich wollen, ohne ständig rechnen zu müssen, sparen gleichzeitig solide in unsere Depots und müssen trotzdem nicht auf Zeit mit den Kindern verzichten. Wir fahren keine Lambos und machen keine Four-Seasons-Reisen, aber wir sind in den Schulferien fast immer bei unseren Kindern. Sie durch das Bildungssystem, ich dadurch, dass Überstunden gezielt in den Ferien wieder „reingeholt“ werden. Das ist für uns echter Luxus.

Die Situation ist in mancher Hinsicht mit der Schweiz vergleichbar: relativ hohe Staatsgehälter, dafür weniger extreme Spitzen nach oben. Hinzu kommt die automatische Indexierung der Gehälter, sobald der Warenkorb 2,5 % Inflation überschreitet. Mit zunehmender Erfahrung (Lohntabelle) werden unsere Gehälter langfristig wohl irgendwo bei rund 160k bei ihr und 195k bei mir landen (in Vollzeit), mit der heutigen Indexierung.

Mir ist sehr bewusst, dass ich in der luxemburgischen Privatwirtschaft als Anwalt mit rund zwölf Jahren Berufserfahrung und entsprechendem Einsatz deutlich mehr verdienen könnte. Ich verzichte darauf ganz bewusst. Mehr Einkommen hätte für uns einen klaren Preis in Zeit, Stress und Planbarkeit bedeutet, und diesen Preis wollen wir aktuell nicht zahlen.

Natürlich ist das im Vergleich zu manchen echten Spitzenverdienern hier nicht die Welt. Aber in der Kombination aus Einkommen, Work-Life-Balance, Jobsicherheit und Zeit mit den Kindern sind wir für uns 100 % zufrieden. Nicht zufrieden zu sein wäre aus meiner Sicht Meckern auf sehr hohem Niveau.

Mich würde interessieren, ob es hier noch andere gibt, die sich bewusst gegen Einkommensmaximierung entschieden haben und stattdessen Dankbarkeit für eine „gute genug“-Situation empfinden.

Für alle, die sich für den luxemburgischen öffentlichen Dienst interessieren: Für viele Stellen ist die luxemburgische Staatsangehörigkeit erforderlich oder zumindest die eines EU-Mitgliedstaats, und für sehr viele Positionen werden Luxemburgisch sowie Französisch und Deutsch vorausgesetzt; Ausnahmen gibt es meist nur bei sehr spezialisierten Profilen.

  • Führungstätigkeit und herausgehobene Tätigkeit im öD wird in Deutschland verrückt schlecht bezahlt, das wird zum Teil sogar von der EU gerügt.

    Alles richtig gemacht 😊

    Hast du eine Quelle dafür? 

    Das ist aber auch verrückt, zB der Präsident vom Bundesfinanzhof kriegt das gleiche wie ein Assoziation im 2. Jahr bei renommierten Großkanzleien

    Musst halt nur beim ÖRR sein...

    Interessensvertretung macht Interessensvertretung: Die kritisieren nur die Einstiegshälter...

  • Darf ich fragen, was nach Steuern netto davon übrig bleibt? Macht natürlich einen Unterschied ob davon noch z.B. 50% Einkommensteuer abgehen, oder durch irgendwelche Vergünstigungen nur z.B. 35%.

    Mir geht es übrigens gleich, ich hab mich auch (trotz mehrerer internationaler Anwaltszulassungen) für den supranationalen ÖD entschieden und bereue es kein bisschen, nicht in einer big law firm in New York City oder London 65+ Wochenstunden ableisten zu müssen. Man sieht auch, dass die Leute von den großen Anwaltskanzleien zu uns in den ÖD wollen, den umgekehrten Weg will aber so gut wie niemand gehen.

    Ohne Berücksichtigung der Steuerabschreibungen (die noch zusätzlich hinzukommen - Kreditzinsen, Versicherungen usw.) verbleiben mir bei einem Bruttojahreseinkommen von 173.000 € rund 103.000 € netto. Bei meiner Frau verbleiben bei einem Bruttojahreseinkommen von 75.000 € rund 50.000 € netto. In beiden Beträgen ist eine monatliche Netto-Essenszulage von etwa 208 € enthalten.

    Ich sollte anfangen, mein Französisch aufzufrischen 😂🫠

    Wie in deutschland! Ach moment... es hieß was übrig bleibt, nicht, was abgezogen wird...

    [deleted]

    Ach lass mir doch meine Polemik.

    [deleted]

    Das Leben ist auch etwas teurer würde ich mal behaupten hier in LU.

    Die sprechen auch oft gutes Deutsch. Besonders an der Grenze

    Dort arbeiten ja auch viele Deutsche. Und die Muttersprache der Luxemburger ist Luxemburgisch, ein moselfränkischer und damit deutscher (Ausbau-)Dialekt. Sie sehen deutsches Fernsehen, lesen deutsche Bücher, schauen deutsche Filme usw. Unterrichtet wird ab der ersten Klasse nicht nur das Fach Deutsch, sondern auch andere Fächer auf Hochdeutsch.

  • Humble, Down to Earth und sympathisch

    Habe mich nach 10J gegen mein Unternehmen entschieden und für eine Corporate Anstellung. Genau wegen besserer WLB.

  • Grüße aus Lux gehen raus. Die von OP genannten Zahlen sind in Lux gar nicht so selten.

  • Ich arbeite bewusst reduzierte Stunden in der Führung (aber bin trotzdem Spitzenverdiener genug für hier). Meine Frau ist nicht erwerbstätig.

    Wir lassen damit denke ich so 40-50k brutto auf dem Tisch liegen jedes Jahr aber 1. die Frage was davon netto überbleiben würde für den 22-28 Stunden extra (mehr als 50% extra) die wir schuften müssten jede Woche und den endlosen Stress was Schule und Kinderbetreuung angeht 2. es geht den Kindern gut.

  • Meinst du deine WLB wäre bei einer großen KVG oder AIFM schlechter? Ich glaube unser Head of Legal in Lux macht sich echt nicht kaputt und schreibt maximal ein paar Sideletter. Alles relevante geht immer an CC, Dechert usw.

    Und mit weniger als 200k geht der bestimmt nicht nach Hause…

    Habe hier halt eine sehr hohe Flexibilität gepaart mit Jobsicherheit.

    Hängt extrem vom Arbeitgeber ab, manche arbeiten fast jeden Wochentag bis in die Nacht, andere machen um 17:00 und drei Kaffeepause schluss

  • Wie kommst du darauf, dass du in der freien Wirtschaft als Anwalt erfolgreich sein könntest. Würde ich ehrlich gesagt nur den wenigsten Angestellten im öffentlichen Dienst zutrauen.

    Ich habe diesen Weg eine Zeit lang verfolgt, war notentechnisch durchgehend in den Top 10 % (Uni und Staatsexamen) und bewegte mich später in der Kanzlei fachlich mindestens auf Augenhöhe mit heutigen Counsels und Partnern großer Wirtschaftskanzleien. Aber ja, genau kann man das nicht sagen.

  • Das ist schon ein sehr hohes Gehalt, auch für Luxemburg. Um das in der Luxemburger Privatwirtschaft zu haben musst du schon Head werden mit zumindest kleinem Team und dann natürlich auch mehr Arbeitszeit. "Deutlich mehr verdienen" zu können, finde ich schon recht optimistisch. Also Partner einer Kanzlei ja, aber das kann ja auch nicht jeder werden.

    Ich bin aktuell auch beim ÖD Head von einem kleinen Team.

    Also kein so großer Unterschied zwischen öffentlich und privat. Das war ja eben mein Punkt.

    Meine damaligen Kommilitonen und Kollegen mit vergleichbar guten Leistungen verdienen heute in der Privatwirtschaft zwar mehr als ich, allerdings bei deutlich höherem zeitlichem und persönlichem Aufwand. Also gerechtfertigt.

  • Interessant. Bei uns will man Indexmieten bei 3,5% Deckeln aber bei Spitzenbeamten wird weiterhin nach oben offen angeglichen.

    Das System ist krank

  • Wow, dass der ÖD nur in Deutschland so beschissen bezahlt wird, ist mir neu.

  • Nicht schlecht, zum Vergleich in Österreich bekommt man als normaler Jurist im ÖD ~66k zum Einstieg und das steigert sich Richtung ~90k kurz vor dem Ruhestand. Und das ohne anderer Besteuerung oder besonders guter Rente.

    Ein Gehalt von 175k wäre bei uns im ÖD nur in wenigen absoluten Spitzenpositionen zu erreichen. Als Beispiel der oberste Beamte unseres Bundeslands mit ca. 11k Bediensteten "unter sich" bekommt zwischen 156k bis 224k€.

    Du bekommst auch als Anwalt deutlich weniger als Anwälte in DE oder Luxemburg.

    Es gibt in Österreich eigentlich nur ganz wenige Jobs, die gut bezahlt sind: Ärzte oder Jobs mit Zulagen (zB Pflege oder in der Industrie).

    Sonst zahlt in Österreich echt schlechte Gehälter

  • Ich bin selbst Luxemburger, aber wie kommt man auf diese Gehälter im ÖD? Wenn man strikt nach der A1 Besoldungstabelle geht, ist doch bei 120k€ oder so Schluss? Gibt es da noch irgendwelche Zulagen, etc?

    Die "normale" A1 Besoldung geht bis Grad 16 und 560 p.i. Dazu Familienzulage und eventuell Führungszulage. 560 ergibt schon für sich 170k+

  • Ich. Hatte vor 2 Jahren die Möglichkeit auf >500.000€ brutto/Jahr in Deutschland, allerdings 14h Arbeitszeit pro Tag inklusive Pendeln. Ich hätte meine kleine Tochter nicht aufwachsen sehen. Jetzt verdiene ich 1/3 davon und habe meine Arbeitszeit mittlerweile erfolgreich auf 38h reduzieren können.

    Ob das die richtige Entscheidung war? Keine Ahnung, aber ich lebe noch und kann meine Tochter aufwachsen sehen :-)

  • Nicht übel, Lebenshaltungskosten vergleichbar mit der Schweiz nehme ich an?

    Ja, ich denke etwas weniger vielleicht aber teurer als DE.

  • darf ich fragen, von welchen Gehältern du in der lux. Kanzeleienlandschaft ausgehst? Habe da schon ganz verschiedenes gehört.

  • Dankbarkeit my ass, angeben it is.

    in einem Spitzenverdiener Sub in dem wir maximal durchschnittlich sind?

    Ich fand's interessant und relevant zu lesen. Keine Ahnung was sein Problem ist. Dieser sub hat aber auch eine große Idiotenquote.

    besser als der 1000. Nörgler-Post.

  • Ja aber Luxemburg ist halt krass Niemandsland. Dann noch lieber Dubai.

    Aber wenns für euch passt, dann ist ja super

    Wie meinst du das? Ich wohne seit meiner Geburt hier und liebe es hier 🙂

    Bin in Luxemburg aufgewachsen und dann zwecks Studium und Arbeit schon viel in der Welt herumgekommen. Wahrscheinlich meint er/sie, dass es kulturell relativ wenig Großartiges zu bieten hat und immer etwas Kleinbürgerliches an sich hat. Ist schon eine krasse Bubble dort. Und alle wichtigen Plätzchen werden wie in einer richtigen Inzuchtbude alle schön unter sich vergeben. Kann mir vorstellen, dass das nicht jeder gut findet. Überlege mir in letzter Zeit auch wegen der Sicherheit und dem Geld wieder nach Lux zurückzukommen.

    Ich war während meines Studiums in Straßburg und Freiburg – beides tolle Städte. Dennoch sagt mir Luxemburg am meisten zu, vor allem wegen der Nähe zur Natur und gleichzeitig zur Stadt und zur Großregion. Natürlich auch weil meine Familie/Freunde hier wohnen.

    Freiburg ist eine tolle Stadt. Beste Region, habe lange in Basel gearbeitet. Da ist das Wetter auch deutlich besser als das regnerische luxemburgische Wetter. Ich kenne aktuell niemanden mehr unter meinen luxemburgischen Bekannten der nicht für den Staat arbeitet. Siehst du das als Problem? Ich finde die sind gemessen an ihrer Leistung alle krass überbezahlt. Schön für die, ich gönne es ihnen, sehe es aber als langfristiges strukturelles Problem. Wenn das grösser finanzindustrie nicht mehr fliesst, schwebt ein riesiges Damoclesschwert über den Staatsfinanzen.

    Aktuell wird beim Staat leider sehr viel Personal benötigt. Ein Beispiel ist das Europarecht: EU-Richtlinien müssen in Luxemburg genauso umgesetzt werden wie in Deutschland. Unabhängig davon, ob ein Land größer oder kleiner ist, bleibt der Arbeitsaufwand gleich. Der hierfür notwendige juristische Personalbedarf im Staatsdienst – etwa in diesem Bereich – ist daher weitgehend unabhängig von der Anzahl der Bürger.

    Es wird halt aktuell leider sehr viel Personal beim Staat gebraucht. Man beachte

  • 175k im ÖD … finde sowas unsagbar egal ob Ö,L oder D - geht gar nicht. Wirtschaft hat viel mehr Risiko, sollte deutlich mehr verdienen.

    Hä? Aber genau deswegen verdient man in der freien Wirtschaft ja auch wesentlich mehr als im ÖD.

    Bei weitem nicht mehr, das ist das Problem

    Meine früheren Kommilitonen und Kollegen erzielen heute in der Privatwirtschaft höhere Einkommen als ich. Natürlich mit schlechterer Worklife Balance.

  • Glückwunsch, zeigt nur wieder wie feindlich Deutschland gegenüber seinen Bürgern ist.

    Was genau zeigt welche Feindlichkeit? Etwas mehr Präzision bitte.

    Was für ein dämlicher Post ehrlich. Höherer Dienst im ÖD ist in Deutschland mindestens A13 , das entspricht mit den Pensionsansprüchen und Kinderzuschlägen auch schnell deutlich über 100k€. Dazu noch die Jobsicherheit und andere Beamtenprivilegien.

    Das krasse ist die geringere Steuerlast und somit mehr Netto für viel bessere Versorgung.

    Jo, das sind hier aber mal easy 75% brutto mehr

    Das kommt drauf an... Der Kommentar sprach von mindestens.

    Da op von legal spricht kann es auch sein das es sogar R Besoldung wäre...

    Auch da kriegst du in Deutschland nur die Hälfte

    Was ein Unsinn. Du kannst das Gehalt von oben nicht einfach mit Pensionsansprüchen bei den lächerlichen A13 für Ärzte und Volljuristen dir schön rechnen. Und Kinder hat auch nicht jeder. Gib doch einfach zu, dass die Beamtenbesoldung lächerlich ist in Deutschland

    Die Feindlichkeit gegenüber Deutschland und anderen Ländern solltest du besser Luxemburg ankreiden. Das Land ist als Steueroase auf Kosten vor allem anderer europäischer Länder wohlhabend geworden. Google eibfach mal luxleaks oder Steueroptimierungsmodelle für Holdinggesellschaften, Fonds, Internationale Konzerne etc. Auch private Vermögen wurden da lange gebunkert wegen einer strikten Auskunftsverweigerung an andere Länder, das wurde aber mittlerweile angepasst. Aber bis heute ist Luxemburg ein überaus beliebter Standort für die og. Steueroptimierungsmodelle. Die hoch bezahlten Anwaltsjobs in Luxemburg von denen OP da spricht, sind auch mittelbare Folge des Ganzen.

    This. Luxemburg und Schweiz sind wie die Made im Speck ihrer Nachbarländer. Und ich meine ÖD in Luxemburg? Das ist wie hier in einer mittelgroßen Stadt, haben ja nichtmal 1 Mio Einwohner.

    Liegt wohl am Speck drum herum, der nur seinen Bürgern auf der Tasche liegt. 

  • Luxemburg delenda est

    Solche delenda-est-Sprüche hatten wir schon mal in Europa... Endeten bekanntermaßen mit einem Mann mit Schnurrbart, Größenwahn und historisch katastrophaler Bilanz. Kein besonders gutes Vorbild 🥸

    Steueroasen sind ein Menschenrecht