Aus Menschenrechts-Perspektive war 2025 mit Sicherheit kein Jahr zum Zurücklehnen: In Kriegs- und Konfliktregionen weltweit waren Zivilisten akut gefährdet, aber auch in friedlicheren Gefilden waren vielerorts ihre Freiheiten bedroht. So wurden etwa in Serbien, Tansania und Nepal regierungskritische Demonstranten verfolgt oder von Informationen abgeschnitten. In den USA wurden Gleichstellungsmaßnahmen aus politischem Kalkül beendet. In der Türkei wurden zahlreiche demokratisch gewählte Politiker abgesetzt und verhaftet; in Ungarn und Kasachstan wurden die Rechte sexueller Minderheiten beschnitten.

Doch es gab auch Entwicklungen, die diesem Trend entgegen stehen und echte Fortschritte für die Betroffenen verheißen. Fünf Beispiele stellen wir hier näher vor.

Thailand: Ehe für alle

"Thailand hat gezeigt, dass Gleichstellung mehr ist als nur ein Schlagwort", heißt es in einem Blog auf den Seiten des UN-Entwicklungsprogramms UNDP. Denn im Januar 2025 hat Thailand als erstes südostasiatisches Land überhaupt die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht. Direkt am 23. Januar wurden bereits mehr als 1800 Ehen unter dem neuen Gesetz geschlossen.

Zwei Bräute zeigen ihre Ringe
Frisch vermählt: Dieses Brautpaar gehört zu den rund 1800 Paaren, die direkt am Tag des Inkrafttretens heiratetenBild: Anusak Laowilas/NurPhoto/IMAGO

Weltweit gelten vergleichbare Gesetze laut einer Zählung des Pew Research Center in knapp 40 Ländern. Neben Thailand hat 2025 auch das kleine Alpen-Fürstentum Liechtenstein die Ehe für alle eingeführt, das entsprechende Gesetz trat zu Jahresbeginn in Kraft.

Italien: Femizid als Straftatbestand

106 Frauen wurden laut italienischem Statistikamt Istat 2024 ermordet, weil sie Frauen waren - zumeist von Partnern, Ex-Partnern oder anderen Angehörigen. Große Teile der Gesellschaft und ihrer gewählten politischen Vertreter wollen das schon länger nicht mehr hinnehmen. So wurde in Italien mehr Geld für Frauenhäuser und andere Schutzeinrichtungen bereitgestellt, eine Telefon-Hotline beworben und Informationskampagnen gestartet.

Eine Demonstrantin reckt die Faust in die Höhe, viele Frauen tragen pinke Tücher mit dem Namen der Organisation Non una di meno.
Kampf gegen Femizide: Demo des Bündnisses Non una di meno in RomBild: Marco Di Gianvito/ZUMA/picture alliance

Am 25. November, dem weltweiten Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, verabschiedete das italienische Parlament ein Gesetz, das Femizide als eigenen Straftatbestand heraushebt, der mit lebenslanger Haft belegt ist. Auch andere geschlechtsbezogene Straftaten wie Stalking und sogenannter "Revenge Porn" wurden verschärft, um Frauen künftig besser zu schützen.

Kolumbien, Bolivien und andere: Lückenloses Verbot von Kinderehen

Jungen Frauen droht in der Mehrheit der Staaten weltweit noch eine andere Gefahr: Nach Angaben der NGO Girls Not Brides werden jedes Jahr 12 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet. Die Folge sind oft Druck, die Schulbildung vorzeitig abzubrechen und früh Kinder zu bekommen. Laut UNESCO-Daten gestatteten im Februar 2025 noch 54 Prozent der Länder Ehen unter 18 Jahren, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt waren, also zum Beispiel wenn Eltern oder Richter zustimmten.

Eine Frau steht gestikulierend am Rednerpult, vor ihr ein Plakat mit dem Hashtag: "#Mädchen sind keine Ehefrauen"
Die kolumbianische Kongressabgeordnete Jennifer Pedraza war eine der Politikerinnen, die sich für das lückenlose Verbot von Kinderehen engagiert habenBild: Colombian Senate/AFP

In dieser Zählung schon nicht mehr enthalten war das lateinamerikanische Kolumbien, das im selben Monat die bestehenden Gesetzeslücken geschlossen hatte. Und auch im etwas weiter südlich gelegenen Bolivien wurde im September ein lückenloses Verbot von Kinderehen in Kraft gesetzt. Nach Angaben der NGO Save the Children wurden zuvor 22 Prozent der Mädchen unter 18 Jahren zur Heirat gezwungen. Das bolivische Gesetz sieht zudem Strafen für Kinderehen vor: Standesbeamten sowie volljährigen Ehepartnern droht künftig das Gefängnis.

Auch Portugal, Kuwait und Grenada schlossen im zu Ende gehenden Jahr Schlupflöcher bei Kinderehen. Burkina Faso legte das Mindestalter fürs Heiraten generell auf 18 fest, wobei laut der NGO Girls Not Brides unklar bleibt, ob richterliche Ausnahmegenehmigungen möglich sind.

Malawi, Vietnam, Japan: Keine Schulgebühren mehr

In vielen Fällen bedrohen noch weitere Risiken die Schulbildung der nachwachsenden Generationen: Das südostafrikanische Malawi etwa ist eines der ärmsten Länder der Welt. Hier entscheiden häufig ökonomische Zwänge darüber, wie lange Kinder zur Schule gehen dürfen. Lediglich die achtjährige Grundschule ist verpflichtend und gebührenfrei.

Deshalb hat die Regierung im Dezember eine weitreichende Reform angekündigt: Ab dem Jahreswechsel entfallen die Schulgebühren an Sekundarschulen, auch die bisher fälligen Kosten für Abschlussprüfungen werden übernommen. Zwar müssen Familien weiterhin Materialien und Schuluniformen bezahlen, trotzdem wird die Entscheidung von politischen Beobachtern grundsätzlich begrüßt.

Schulkinder präsentieren im Klassenzimmer ihre bunten Rucksäcke.
Diese Kinder in Malawi werden bereits in den Genuss der gebührenfreien Sekundarschule kommen - die Regierung will parallel auch mehr Lehrkräfte und neue Klassenräume finanzierenBild: Tikonze Apapa/DW

In Vietnam ist eine ähnliche Entscheidung bereits seit September 2025 in Kraft: In dem südostasiatischen Land gehören Schulgebühren an staatlichen Schulen nun generell der Vergangenheit an. Vorher waren bestimmte Sekundar-, Ober- und Vorschulen noch kostenpflichtig.

Und auch im deutlich reicheren Japan wurden alle Gebühren für weiterführende Schulen 2025 abgeschafft. Bisher mussten zumindest wohlhabende Familien noch für den Schulbesuch zahlen.

Pakistan: Nationale Kommission für Minderheitenrechte

In Pakistan ist der Islam Staatsreligion. Christen, Hindus, Sikh und andere Gemeinschaften stellen zusammen nur wenige Prozent der Bevölkerung. Schon 2014 monierte Pakistans Oberster Gerichtshof den unzureichenden Schutz religiöser Minderheiten und forderte dazu die Berufung einer unabhängigen Kommission. Doch die konkrete Ausgestaltung scheiterte jahrelang an Widerständen und Streitigkeiten.

Frauen in landestypisch bunter Kleidung, eine von ihnen hält ein Buch hoch
Weihnachtsmesse in Peschawar (Archivfoto von 2022): Pakistanische Christen sollen künftig von der Nationalen Kommission für Minderheitenrechte vertreten werdenBild: Hussain Ali/ZUMA/IMAGO

Erst Anfang Dezember wurde das Gesetz über die Nationale Kommission für Minderheitenrechte vom Parlament verabschiedet und dann auch vom Präsidenten unterzeichnet. Die Zeitung Dawn zitiert den Justizminister Azam Nazeer Tarar: "Das ist eine Kommission für Nicht-Muslime. Unsere hinduistischen, christlichen und parsischen Brüder sind so gute Pakistaner wie wir."

Die Benennung der rund 18 Mitglieder steht noch aus. Die Kommission hat den Auftrag, Minderheiten bei Gesetzgebungsverfahren und anderen politischen Prozessen zu vertreten. Wie spürbar ihr Einfluss auf das Zusammenleben in Pakistan sein wird, dürfte sich wohl im kommenden Jahr zeigen.