Die Afrikanische Union, die Türkei und Ägypten kritisieren den israelischen Schritt. US-Präsident Donald Trump spricht sich gegen eine Anerkennung durch die USA aus.

Quelle: DIE ZEIT, AFP, ,

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Somaliland: Menschen laufen 2024 am Unabhängigkeitstag in Flaggen Somalilands durch die Hauptstadt Hargeisa
Menschen laufen 2024 am Unabhängigkeitstag in Flaggen Somalilands durch die Hauptstadt Hargeisa © Tiksa Negeri/​Reuters

Mehrere Länder haben sich kritisch über die israelische Anerkennung der ostafrikanischen Region Somaliland als Staat geäußert. Somalias Außenministerium verurteilte den Schritt als "vorsätzlichen Angriff" auf seine Souveränität. Die Entscheidung verstoße gegen das Völkerrecht und sei eine "illegale Aggression", ​sagte der somalische Präsident ‌Hassan Scheich Mohammed.

Die Afrikanische Union forderte indes die Achtung der Grenzen und warnte vor weitreichenden Folgen für die Stabilität auf dem Kontinent. Somaliland bleibe ein Teil der Bundesrepublik Somalia, die Mitglied der AU ist, sagte der Vorsitzende der Organisation, Mahmoud Ali Youssouf. Die Staatengruppe warnte vor einem "Präzedenzfall mit weitreichenden Folgen für den Frieden und die Stabilität auf dem gesamten Kontinent".

Die Außenminister Ägyptens und Dschibutis verurteilten die Entscheidung, wie das ägyptische Außenministerium mitteilte. Die türkische Regierung, die mit der somalischen Regierung verbündet ist, reagierte empört auf die "offensichtliche Einmischung" Israels in Somalias innere Angelegenheiten. Die Initiative stehe im Einklang mit Israels "expansionistischer Politik und seinen Bemühungen, die Anerkennung eines palästinensischen Staates zu verhindern", hieß es.

US-Präsident Donald Trump sprach sich gegen eine Anerkennung von Somaliland durch die USA aus. "Weiß überhaupt irgendjemand, was Somaliland ist?", fragte der US-Präsident in einem Interview mit der New York Post

Auch die Europäische Union bekräftigte ihre Achtung der Einheit, Souveränität und ⁠territorialen Integrität Somalias. Zudem rief die EU zu einem konstruktiven Dialog zwischen Somaliland und der Zentralregierung in Mogadischu auf, um die langjährigen Differenzen beizulegen.

Offenbar gingen dem Schritt geheime Verhandlungen voraus

Die israelische Regierung hatte zuletzt Somaliland als unabhängigen Staat anerkannt. Israel ist damit das erste Land, das die von Somalia abgespaltene Region als eigenständigen Staat ansieht. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte mit, Israel werde eine sofortige Zusammenarbeit mit Somaliland in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheit, Technologie und Wirtschaft anstreben.

Dem Schritt waren monatelange geheime Verhandlungen vorangegangen, wie die israelische Zeitung Ha'aretz berichtet. Demnach haben die USA und Israel sich an Vertreter von drei ostafrikanischen Regierungen – darunter Somaliland – gewandt, um die Nutzung ihrer Territorien als mögliche Ziele für die Umsiedlung von Palästinensern zu erörtern. Das hatte die Nachrichtenagentur AP im März gemeldet

Die Anerkennung geschehe "im Geist der Abraham-Abkommen", sagte Netanjahu weiter. Mit den Abraham-Abkommen, die US-Präsident Donald Trump während seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht hatte, normalisierten die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan ihre Beziehungen zu Israel. 

Die islamistische Shebab-Miliz in Somalia will Israels Anerkennung von Somaliland als souveränen Staat nicht hinnehmen. "Wir werden das nicht akzeptieren, und wir werden dagegen kämpfen", teilte die Miliz mit. Sprecher Ali Dheere warf Israel vor, sich mit dem Schritt "auf Teile des somalischen Territoriums ausdehnen" zu wollen, um "die abtrünnige Regierung in den nordwestlichen Regionen" zu unterstützen.

Somaliland liegt an der nordwestlichen Spitze Somalias am Eingang zum Roten Meer und gegenüber dem Jemen. Dort kontrolliert die vom Iran finanzierte Huthi-Miliz einen Großteil des Landes. Somaliland ist mit einer Fläche von rund 175.000 Quadratkilometern in etwa halb so groß wie Deutschland. Die autonome Region verfügt über eine eigene Währung, Armee und Polizei.