Hallo zusammen,

aktuell läuft es in dem Unternehmen in dem ich seit 1 Jahr und 4 Monaten arbeite nicht gut und die Aussichten für 2026 sind so schlecht das aktuell ca. 1/3 aller Mitarbeiter abgebaut werden müssen. Ab dem 01.01.2026 wird per Sozialplan gekündigt, so hieß es. Da ich erst 28 bin und keine Kinder sowie Behinderungen o.Ä. habe ich natürlich etwas Angst. Zudem hat jeder Mitarbeiter der aktuell auf 40h Verträgen arbeitet (wie ich) einen Zettel erhalten, mit dem man sich auf 35h pro Woche einigt, also freiwillig. Diesen soll man bis 31.12.2025 abgeben, egal ob unterschrieben oder nicht. Ich denke eigentlich das eine Stundenreduzierung mich nicht vor einer Kündigung schützen würde, aber zweifle trotzdem irgendwie. Was haltet ihr davon? Sollte ich unterschreiben und damit freiwillig auf 5h pro Woche Lohn usw. verzichten oder sollte ich bei 40h bleiben? Eigentlich möchte ich auf das Geld nicht verzichten..

Was mich dagegen eventuell schützt ist, das ich in einem ziemlich spezialisierten Team arbeite bestehend aus nur 4 Leuten, und wir rund um die Uhr eine Rufbereitschaft für laufende Anlagen gewährleisten müssen. In der Betriebsvereinbarung dazu steht auch klar drin das jeder Mitarbeiter nur 1 Woche Bereitschaft im Monat machen darf, und auch nur 3 Wochenenden im Quartal. Das spricht eigentlich alles dafür das unser Team nicht angetastet wird oder? Ich meine 4 Leute, jeder hat Urlaub kann Krank sein usw. und man muss stand heute Rund um die Uhr eine Person Tag und Nacht haben die Bereitschaft macht.

Zu dem Beruf den ich ausübe noch kurz: Es ist kein klassischer Ausbildungsberuf sondern ziemlich spezialisiert, diesen übe ich eben nun seit über 1 Jahr hier im Unternehmen aus, nachdem ich meinen Elektrotechniker in Vollzeit erfolgreich absolviert habe.

Mir hat bisher niemand gesagt das ich betroffen sein werde oder Andeutungen gemacht. Weder Chefs noch HR oder Betriebsrat. Keiner davon hat aber auch eine beruhigende Aussage.

Wie seht ihr das ganze? Würde mich über jeden Gedanken dazu freuen.

  • Fang an Bewerbungen zu schreiben. Kein Mitarbeiter ist unersetzbar oder unkündbar.

    Wenn 100 Mitarbeiter je 4000€/monat kosten und ihre Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden reduzieren spart das jeden Monat 50.000€. Ich finde das ist eine gute Sparmaßnahme. Dadurch könnte man einige Arbeitsplätze erhalten und die Anzahl der Kündigungen reduzieren.

    Danke dir erstmal!
    Ich sehe den Punkt mit der Kostenreduzierung, aber in meinem konkreten Fall verbessert eine 35h-Unterschrift meine Position in der Sozialauswahl leider nicht unbedingt denke ich.

    Ich bin 28, keine Kinder, kurze Betriebszugehörigkeit, ergo sozialrechtlich ohnehin eher hinten. Gleichzeitig arbeite ich in einem Team mit nur 4 Leuten, das 24/7 Rufbereitschaft leisten muss. Laut Betriebsvereinbarung darf pro Person nur 1 Woche Bereitschaft im Monat gemacht werden, heißt weniger Personal beudeutet die ist kaum erfüllbar. Und eine Stundenreduzierung schützt nicht vor Kündigung, das wurde im Betrieb auch schon so kommuniziert, sie spart wohl nur Geld laut Betriebsrat.

    Deshalb bringt die Reduzierung zwar dem Unternehmen etwas, mir selbst aber keine Schutz vermutlich und ich verliere dauerhaft Gehalt. Deswegen bin ich skeptisch.

    Natürlich wird deine persönliche Position nicht gestärkt, aber pro acht Mitarbeiter die ihre Stunden reduzieren muss einer weniger gekündigt werden.

    Über die Bereitschaft und Auslastung macht sich bei dem Prozess niemand Gedanken. Du bist ersetzbar.

  •  Da ich erst 28 bin und keine Kinder sowie Behinderungen o.Ä. habe ich natürlich etwas Angst

    Zu Recht. Wenn es um die Sozialauswahl für Betriebsbedingte Kündigungen geht, wirst du ganz oben auf der Liste stehen  und auch das spezialisierteste Team wird vllt nicht so viel zu tun bekommen,  wenn die Aufträge ausbleiben und es der Firma schlecht geht.  Wenn du also deren Angebot ablehnst, wird vermutlich die Kündigung folgen, und dagegen wirst Du dann nicht viel machen können  .

    Gut möglich das euer Team dann auch zusammengeschrümpft wird. 

    Du brauchst einen Plan B. 

    Danke dir für deine ehrliche Einschätzung, Plan B habe ich natürlich auch im Kopf.
    Ein paar Infos fehlen vielleicht noch:

    In meinem Team wurden bisher keine Gespräche geführt wie in anderen Abteilungen – dort haben sie Leute aktiv zum freiwilligen Programm eingeladen. Andere Kollegen wurden klar als potenziell entbehrlich angesprochen, wir explizit nicht bisher, mit der Begründung, dass wegen Rufbereitschaft niemand entbehrlich ist (Dies sagte ein angesprochener Kollege der ein Gespräch hatte). Selbst ältere, eigentlich sozial bessere Kollegen in anderen Bereichen wurden angesprochen, während bei uns Ruhe ist, das spricht eher dagegen, dass unser Team als erstes dran ist oder?

    Klar sicher ist nichts, und ich rechne nicht mit Unkündbarkeit. Aber die Lage ist etwas spezieller als nur jung = raus, deshalb sehe ich mein persönliches Risiko etwas differenzierter. Der Betriebsrat sagte auch das die Sozialauswahl auch nach Gruppen und nicht Abteilungsübergreifend angewendet wird, da sonst ja ein Team aus lauter jungen Personen komplett ausgelöscht werden würde.

    Junge - es gibt dann von oben eine klare Liste, die knallhart abgearbeitet wird. Da wird nicht auf deine Rufbereitschaft geschaut. Sonst kommt am Ende jeder, der irgendwas spezielles hat.

    Schreib Bewerbungen.

    Niemand ist unersetzlich, und jede Position lässt sich mit etwas Einarbeitungszeit wieder neu besetzen - egal wie spezialisiert. 

    Und gerade junge Menschen fallen durch das Netz, weil sie flexibler sind, und es nunmal einfacher haben, wieder was neues zu finden.

    Nur weil ein Team jung ist, ist es kein Grund, die Personen zu behalten eher im Gegenteil. 

    Und ihr seid sicher nicht due einzigen jüngeren dort, vllt gibt es welche darunter,  die selbst schon ein Kind haben, oder anderweitige Verpflichtungen haben. 

  • Ich würde die Stundenreduzierung nicht unterschreiben. Am Ende machst du die gleiche Arbeit für weniger Geld und die Überstunden verfallen. Und wie du richtig sagst, hilft das auch nicht bei der Sozialauswahl, denn die erfolgt nach gesetzlichen Vorgaben.

    Das Risiko, dass es dich trifft, ist schon hoch. Allerdings kann die Firma auch einzelne Positionen von der Sozialauswahl ausnehmen.

    Wenn du Fragen zur Sozialauswahl hast, ist der Betriebsrat ein guter Ansprechpartner. Sind Abfindungen im Gespräch?

    Ansonsten kannst du dich vorbereiten: Rechtsschutzversicherung abschließen (falls noch nicht zu spät, Wartezeit), Rücklagen aufbauen, nach möglichen Jobs ausschau halten.