Wegwerf Account aus Gründen. Ich arbeite als Manager in einer unterstützenden Funktion in einem internationalen Großkonzern mit mehreren Mrd Umsatz und mehreren zehntausend Mitarbeitern. Börsennotiert. Jedes Jahr Wachstum. Trotz der Führungskräfte, nicht wegen.
Durch meine Funktion und Position bin ich sehr nah dran am Vorstand und seinem Führungsteam.
Was ich dort mitbekomme, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.
Je höher man in dieser Bude kommt, desto mehr sind alle Faktoren relevant außer dein Job Inhalt.
Beispiel 1: als Teil der Performance Reviews oder neudeutsch "Peer Reviews" auf dieser Ebene für die Ebene Vorstand -2 werden Sachen herangeführt für gute Performance wie: LinkedIn Beiträge, Aktivität auf yammer (internes social Media) und die Aktivität in Meetings und deren Chats.
Das hat dazu geführt, dass es mittlerweile nur noch ein kreisgewichse und gegenseitiges abgewichse ist, alles ist "awesome" "Love it" oder sonst was. Innovation? Scheiss egal, Hauptsache auffallen.
Beispiel 2: thought leadership
Ich kann es nicht mehr hören. Jeder ist ein thought Leader oder AI Enthusiast. Alles ist "thought provoking", auch wenn es wirklich simple Sachen sind. Natürlich versteht keiner AI sondern es wird überall fallen gelassen.
Beispiel 3: wilde Statements
Die meisten Meetings auf dieser Ebene bestehen darin, dass der Vorstand oder Teile aus seinem Team irgendwelche absurden und wilden Theorien behaupten, die dann entweder mit viel Arbeit widerlegt oder bestätigt werden, d.h. dutzende Menschen sammeln Informationen manuell um das zu tun. Wenn das nicht klappt: "ihr müsst mehr challengen". Fehler werden durch fingerpointing auf andere Ressorts geschoben. Wenn es ganz schlecht läuft, muss ein neuer Leader her.
Beispiel 4: nepotismus
Der Vorstand beruft Leute in sein Team, die er von früher kennt. Haben die schonmal sowas gemacht? Selten oder nie und scheitern dann natürlich auch
Sind nur wenige Beispiele aber ich. In absolut am ende mit den Nerven aufgrund dieses erratischen Verhaltens, der Vorstand selber arbeitet null strategisch sondern in ständigen firefighting Modus, seine direkten Reports sollen strategisch führen aber werden als Versager gesehen, wenn sie operative Details nicht kennen. Er selber mischt sich auch gerne in operative Dinge ein.
Und trotzdem schafft die Firma es ihre Ziele jedes Jahr zu übertreffen und der Aktienkurs ist auf Rekordhoch.
Die neueste Innovation ist übrigens, dass die Leute nicht kreativ genug sind wir verpflichtendes Back to office brauchen obwohl die Teams global verteilt sind. Außerdem müsse man headcount reduzieren weil die Kosten zu hoch sind.
Es nervt. Ich wollte früher immer wir dieser Ebene unterwegs sein - jetzt will ich alles tun das zu vermeiden.
Gerade Punkt 2 bemerke ich bei uns auch sehr stark (Finanzkonzern, groß). Dieses ganze Ai Bullshitte bedeutet bei uns, dass irgendwelche Traumtänzer mit Charts bewaffnet wollen, dass alle ihren Namen kennen und sie sichtbar sind. Anwendbarkeit? 0. tatsächliche wirtschaftliche Cases, die diese Leute umsetzen? 0. fancy LinkedIn Posts mit Verlinkungen der anderen Traumtänzer und Vorstände? Over 9000. Kann da auch nur noch müde lächeln. Das Problem: viele, die keine Ahnung haben und sich von starken Rednern blenden lassen (=viele im hohen Management) glauben das und halten die Leute für richtig krasse Mover. Alles dermaßen dysfunktional. Im Konzern lernt man letztendlich primär eins: es geht nicht darum, was du präsentierst, sondern wie. Wenn irgendein IT Nerd ein krass komplexes Thema löst, „aha nett“, wenn einer der aalglatten Berater bullshit fancy präsentiert: „omg genial, das ist was wir brauchen!!!! So zukunftsorientiert!!!!“
Also alles wie in der Politik. Braucht sich also keiner mehr wundern. Aufschneider, Dummschwätzer und vor allem Narzissten bestimmen die Richtung.
Vor ein paar Jahren war es noch Blockchain. Bei meinem damaligen Arbeitgeber gab es auf höherer Ebene die abenteuerlichsten Ideen was man mit Blockchain nicht alles machen könnte. Was das ist wussten sie nicht. Ist dann wie die meisten Dinge auf operativer Ebene im Sande verlaufen.
Besonders mit dem Kommentar mit dem allglaten Berater kann ich dir so zustimmen! Wirklich so!
Gibt viel tolle Organisationssoziologie, die man genau zu solchen Thematiken lesen kann. Entkoppelung ist so ein schöner Begriff, der aus dieser Richtung kommt.
Nie vergessen: Nichts an unserem Wirtschaftssystem folgt irgendeiner natürlichen Notwendigkeit, noch weniger Rationalität, eine Aufgabe zu lösen.
Hab Zeit die nächsten Tage, kannst du was zum Lesen empfehlen?
This sums it up rather nicely: https://x.com/gothburz/status/1999124665801880032?s=46&t=3dFfGYL8ZszyZtxrreT5ew
“Last quarter I rolled out Microsoft Copilot to 4,000 employees.
$30 per seat per month.
$1.4 million annually.
I called it "digital transformation."
The board loved that phrase.
They approved it in eleven minutes.
No one asked what it would actually do.
Including me.
I told everyone it would "10x productivity."
That's not a real number.
But it sounds like one.
HR asked how we'd measure the 10x.
I said we'd "leverage analytics dashboards."
They stopped asking.
Three months later I checked the usage reports.
47 people had opened it.
12 had used it more than once.
One of them was me.
I used it to summarize an email I could have read in 30 seconds.
It took 45 seconds.
Plus the time it took to fix the hallucinations.
But I called it a "pilot success."
Success means the pilot didn't visibly fail.
The CFO asked about ROI.
I showed him a graph.
The graph went up and to the right.
It measured "AI enablement."
I made that metric up.
He nodded approvingly.
We're "AI-enabled" now.
I don't know what that means.
But it's in our investor deck.
A senior developer asked why we didn't use Claude or ChatGPT.
I said we needed "enterprise-grade security."
He asked what that meant.
I said "compliance."
He asked which compliance.
I said "all of them."
He looked skeptical.
I scheduled him for a "career development conversation."
He stopped asking questions.
Microsoft sent a case study team.
They wanted to feature us as a success story.
I told them we "saved 40,000 hours."
I calculated that number by multiplying employees by a number I made up.
They didn't verify it.
They never do.
Now we're on Microsoft's website.
"Global enterprise achieves 40,000 hours of productivity gains with Copilot."
The CEO shared it on LinkedIn.
He got 3,000 likes.
He's never used Copilot.
None of the executives have.
We have an exemption.
"Strategic focus requires minimal digital distraction."
I wrote that policy.
The licenses renew next month.
I'm requesting an expansion.
5,000 more seats.
We haven't used the first 4,000.
But this time we'll "drive adoption."
Adoption means mandatory training.
Training means a 45-minute webinar no one watches.
But completion will be tracked.
Completion is a metric.
Metrics go in dashboards.
Dashboards go in board presentations.
Board presentations get me promoted.
I'll be SVP by Q3.
I still don't know what Copilot does.
But I know what it's for.
It's for showing we're "investing in AI."
Investment means spending.
Spending means commitment.
Commitment means we're serious about the future.
The future is whatever I say it is.
As long as the graph goes up and to the right”
Gestohlen von : https://www.reddit.com/r/technology/comments/1ppnl3p/comment/nuo92ug/?context=3
welcome to corporate politics :)
r/luftablassen
Das Sub ist noch geschlossen. Ist ein sehr deutsches Sub.
Wie geschlossen?
Man kann dieses Jahr keine Beiträge mehr einreichen.
So ist das eben meistens. Was hast du denn gedacht?
Das Problem ist nunmal, dass es in Führungspositionen hauptsächlich besonders gestrickte Menschen gibt. Je höher der Rang, desto schlimmer werden die Leute. Man kommt nicht dahin, weil man so lieb und nett ist, sondern da braucht es andere "Qualitäten." Die Dichte an Psychopathen da oben ist auch enorm.
Mein früherer Kollege sagte immer: je besser und größer das Unternehmen, desto schlimmer sieht es unter der Bettdecke aus.
Ich sehe das so, ab einem gewissen Management level bekommt man kein Gehalt, sondern Schmerzensgeld. Ab und zu mal ein Meeting mit mid to top lvl management ist schon schlimm, aber täglich? Alter, da musst du schon 300k aufwärts bekommen um die den notwendigen Lack / Klebstoff zu leisten sowas auszuhalten.
Schmerzensgeld wofür denn, dass alle mindestens genauso Psycho sind wie man selbst?
Sag uns doch jetzt bitte welche Aktie wir genau shorten sollen!
Kann schonmal keiner der Automobilhersteller sein. Deren Aktien sehen nicht so gut aus. 😁
Und wieso shorten? Läuft doch seit Jahren großartig, trotz des katastrophalen Managements. Frage mich dann immer, wie krass erfolgreich diese Firmen sein könnten, hätten sie fähige Manager.
Andere Konzerne mit Ursprung hier wären: Allianz, BASF, Bosch (hat aber keine Aktien, also fällt wohl raus), EON, SAP, Siemens, Telekom,... 🤔
Es läuft doch trotz allem gut.
Also wie in jedem Konzern?
Ich sehe in Deinem Text noch nicht Dein konkretes Problem? Du beschreibst jedes große Unternehmen, in der einen oder anderen Form findet sich alles Geschriebene in jeder Bude mit mehr als 10k MA wieder.
Aber nice, wie am Ende dieses Sub hier noch mal individuell abgeholt wird.
Aberaberaber...in der Wirtschaft ist doch alles so effektiv und gestreamlined und wirtschaftlich und ohne Verschwendung und der Staat sollte doch mal so wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt wird, damit alles wieder läuft.../s, offensichtlich.
Nicht in Konzernen. Die arbeiten wie Behörden. Nur noch mehr Chaos.
KMU ist ganz anders.
Ich hab alles schon durch. In KMUs, besonders in Familienunternehmen, herrschen dafür nicht selten Bauernschläue, Nepotismus und "das war schon immer so!" Ob das legal ist? Scheißegal.
Konzerne haben intern eine sozialistische Struktur. Inkl. Hierarchie und Befehlskette, Arbeitszuweisungen, internem Fairness-Prinzip statt Wettbewerb, Fünf-Jahres-Plänen, Zensur (NDAs), Trennung zwischen Planung und Produktion usw usf.
Könnte „meine“ Bude sein.. alle Eckpunkte und Verhaltensweisen passen 1:1. Ah ne, Yammer kenn ich nicht. Hier ist es Viva engage und das selbtbenannte intranet dazu.. lol..dh es ist wohl „normal“.
Ganz ehrlich, so lange das Schmerzensgeld passt, besonders wenn es woanders scheinbar auch nicht besser ist, 9 to 5 und nicht mehr an die Arbeit denken sobald Feierabend ist.
ODER was sinnstiftendes machen. Ich habe aber noch nichts gefunden, das ansatzweise so gut bezahlt und man hat ja Verpflichtungen zu erfüllen.
Viva Engage hieß früher Yammer.
Willkommen in der Realität. Bin zwar meilenweit vom Vorstand entfernt, weiß aber trotzdem, dass gute Kenntnisse im Theaterspielen und Ränkeschmieden absolut essenziell sind um nach oben zu kommen und dort zu bleiben. Innovation, Prozessoptimierung, Ressourcenfreundlichkeit und Effizienz... wenn interessiert das schon?
Ihr sprecht echt so. Was?
Ka weiterhin alles Gute
> Trotz der Führungskräfte, nicht wegen.
Sehe ich selbst, und höre ich oft. Das Karrieregewichse führt dazu, dass alle Führungskräfte sein müssen, sonst verdient man nicht genug geld.
Münchener Konzern?
Würde mich auch interessieren
Bin n-2 im Konzern. Ist hier ähnlich, vielleicht nicht ganz so schlimm, dafür laufen andere Dinge vermutlich schlechter. Will sagen, es ist überall ähnlich weil viele Dinge auf die Natur der Menschen und die Gesellschaft zurückgehen. Wenn du was anderes willst, solltest du zu einem Mittelständler oder Startup gehen.
Peter-Prinzip ist eine tolle Sache.
Mein Beileid!
Das klingt nach Irrenhaus. Solange die Zahlen noch stimmen, wird sich aber nichts ändern.
Sowas habe ich noch nie gehört hahaha. Komm in ein KMU, da hast du das alles nicht.
Bro...
Was denn?
In KMU gibt's diese Dinge genauso.
Ganz normal. Muss ma durch