Hallo zusammen,
ich arbeite als Intensivpflegerin und habe einen Bachelor-Abschluss.
Kurz als Hintergrund: Ich hatte bereits als Kind Zwangsstörungen, während des Studiums kam eine ADHS-Diagnose dazu.
Rückblickend hat mich der sehr soziale, hierarchische Pflegeberuf vermutlich schnell überfordert. Leider wurde dieser Zusammenhang von Hausärzten kaum ernst genommen oder begleitet.
Seit dem Studium erlebe ich starke Abwertung - durch Patienten, Kollegen und auch Ärzten. Pflege wird häufig als „nichts wert" dargestellt, man gilt als ersetzbar oder intellektuell minderwertig („nur eine bessere Putzfrau"). Einige Kollegen haben diese Haltung selbst übernommen, was die Arbeitskultur zusätzlich belastend macht.
Diese dauerhafte Entwertung hat bei mir über längere Zeit zu Panikattacken, Depressionen und schließlich zu einem Burnout geführt. Ich bin inzwischen ca. 3 Jahre post-Burnout, aber meine Belastbarkeit, soziale Interaktion und Arbeitsfähigkeit sind weiterhin stark eingeschränkt.
Die Erholung verläuft deutlich langsamer als erwartet.
Zusätzlich stecke ich in einer ausgeprägten Sinn-und Zukunftskrise:
Ich war immer neugierig, Lernen fiel mir leicht (auch Ausbildung und Studium). Um mir neue Perspektiven zu eröffnen, habe ich ein Biologiestudium begonnen. Seit dem Burnout fällt mir das Lernen jedoch deutlich schwerer, vor allem weil meine Gedanken ständig darum kreisen, welchen Nebenjob ich machen könnte bzw. müsste, um Miete und steigende Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Diese finanzielle Unsicherheit blockiert meine Konzentration und Motivation erheblich.
Hinzu kommt, dass mir aktuell die Energie fehlt, klare berufliche Ideen zu entwickeln oder passende Nebenjobs im neuen Bereich zu finden. Gleichzeitig machen mir die bekannten schlechten Job- und Verdienstperspektiven in der Biologie zunehmend Sorgen, sodass sich auch dieses Studium nicht wie eine stabile oder sinnvolle Lösung anfühlt.
Welche realistischen Alternativen gibt es mit Pflege-oder naturwissenschaftlichem Background (auch ohne Studium)?
Ich bin dankbar für eure Antworten.
Langjähriger Arbeitsvermittler hier 🤓
Was hast du den konkret studiert? In wie weit hast du therapeutische Unterstützung? Und mit welchem Ziel studierst du Biologie?
Study Nurse, Medizinische Dokumentation, Lehrerin für Pflegeberufe.
In meinem Bundesland gibt es kaum alternative Pflege-Stellen wie Study Nurse oder medizinische Dokumentation, obwohl das in der Ausbildung oft genannt wird. Außerdem möchte ich nicht mehr mit Ärzten arbeiten, da ich jahrelang hochverantwortliche Tätigkeiten allein ausgeführt habe, während Pflege stark unterbezahlt und abgewertet wurde. Als Pflegelehrerin sehe ich mich nicht, da ich niemandem diesen Beruf empfehlen kann. Die strukturelle Entwertung und Ungerechtigkeit im System haben bei mir große Wut und Ablehnung gegenüber der Pflege hinterlassen.
Dann auf Biologie aus Lehramt wechseln, dann brauchst Du aber noch ein 2. Fach.
Kenne eine promovierte Biologin, die an der Uni arbeitet. Sie liebt ihren Job, darf unterrichten und hat ein wirklich sehr sehr liebes Team am Lehrstuhl. Da werden gemeinsam Veröffentlichungen und anderes gefeiert, die Leute sind größtenteils sehr gerne da und sie bekommt auch von ihren Killegen, Studis und HiWis vieö Anerkennung und Wertschätzung. Klingt immer sehr positiv, was sie so erzählt.
Wenn es dir Spaß macht, warum nicht. Nur ist Wissenschaft wohl nichts auf Dauer und vor allem geprägt von Befristungen. Zumindest in Deutschland. Unis und Hochschulen befristeten wie sonst keiner.
Alternativ gibt es es an FHs noch Studiengänge wie Pflege, Hebammenkunde, Logopädie, Physio o.ä. Auch da kannst du entweder in den jeweiligen Beruf gehen, dich ggf auch selbstständig machen oder weiterstudieren und in der Wissenschaft/Lehre bleiben. Zudem gibt es da auch duale und berufsbegleitende Studiengänge, wo du nebenher Geld verdienen und gleich Erfahrung sammeln kanns. An Unis gibt es noch Medizin, Molekulare Medizin, Pharmazie etc.
Würd dir empfehlen mal zur Studienberatung oder zum Arbeitsamt zur Berufsberatung zu gehen.
Ich arbeite in der IT einer Hochschule und hab da auch viel Kontakt zu Leuten, die es nicht in die Wissenschaft geschafft haben und jetzt eben mit Dr Titel in der Verwaltung arbeiten. Grantig und arrogant beschreibt die ganz gut.
Daneben hab ich auch oft Kontakt zu Forschenden und den Eindruck, dass die nur untereinander nett sind. Der Verwaltung gegenüber sind die arrogant und nicht nett. Mitarbeiter in der Verwaltung haben zwar auch meist Abschlüsse und Titel und sorgen dafür, dass der Laden läuft, werden trotzdem als minderwertig angesehen. Sowohl von Forschenden als auch der Leitung.
Nullwertschätzung findet man wahrscheinlich überall.