Ich habe das Gefühl, dass Begriffe wie „kurvig“ oder „Body Positivity“ nicht immer aus echter Selbstakzeptanz genutzt werden, sondern auch dazu, sich vor unangenehmer Selbstreflexion zu schützen. Akzeptanz ist wichtig, keine Frage aber sie sollte nicht bedeuten, dass man Gesundheit, Bewegung oder eigene Gewohnheiten komplett ausklammert. Für mich schließt sich Selbstliebe und der Wunsch, an sich zu arbeiten, nicht aus.

  • Kaum ist Ozempic da, ist Body Positivity plötzlich nur noch Archivmaterial. Dieselben Promis, die gestern noch „Liebe deinen Körper“ predigten, spritzen heute diskret Richtung Konfektionsgröße S und verabschieden sich mit einem knappen: Tschüss ihr Trottel. Akzeptanz war offenbar genau so lange Prinzip, bis es eine bequemere Abkürzung gab.

    Kommt mir auch so vor.

    Mich hat bei diesem BoPo-Gedöhns allerdings sowieso schon länger genervt, dass es sich nur um "Dicksein" zu drehen schien. Und dementsprechend ein paar maximal beknackte "infinifat" Schreihälse "BoPo" für sich gekapert haben (wie das immer zu sein scheint, HAES ist auch so was, was im Verlauf von wenigen Jahren pervertiert wurde).

  • Body neutrality ist (für mich) the way to go. Ja meine Stretch Marks sind da, ich muss sie aber weder eklig finden, noch embracen. Sind halt da.

  • Ich glaube es gibt bei allen Themen alles und oft verstehen manche Menschen es ganz falsch, was der eigentliche Sinn einer Bewegung war/ist und kapern es dann für ihre eigenen Zwecke, die aber mit dem eigentlichen Gedanken nur noch am Rande etwas zu tun haben.

    Ich sehe es daher hier auch so. Es gibt Leute, die zurecht die Vielfalt von Körpern preisen und darauf bestehen, dass nicht nur eine Körperform die richtige ist. Gleichzeitig gibt es die von dir beschriebenen Entwicklungen in der Community und diese sind eher toxisch meiner Meinung nach, weil es da nicht um „Positivity“ geht, sondern um die Rechtfertigung von destruktiven Angewohnheiten.

    Gleichzeitig will ich erwähnen und klarstellen: Es ist NICHT so, dass alle dicken Menschen sich nicht bewegen und/oder ungesund sind oder ungesund leben. Das ist ein absoluter Blödsinn. Gesundheit hängt nicht nur vom Gewicht ab.

    Ja klar, ab einem gewissen Punkt ist es dann tatsächlich nur noch problematisch, gar keine Frage, aber solange Menschen aktiv sind, sich gut ernähren und gesund fühlen/sind, ist das Gewicht eben kein garantierter Marker für irgendetwas. Wir haben Patienten mit einem BMI von 30, die deutlich gesünder sind als unsere Patienten mit einem BMI von 19 oder 17 oder auch 22. Es spielen einfach mehrere Faktoren mit. Da ist es daher wirklich nicht hilfreich Menschen pauschal abzustempeln und zu stigmatisieren.

    Übergewicht hat eben auch eine sehr stark genetische Komponente. Es geht nicht immer nur um Disziplin oder Schwäche. Bei weitem nicht. Seid froh, dass ihr bessere Gene geerbt habt, wenn das der Fall ist und hör auf andere zu diskriminieren. Wir leben im 21. Jh. Mittlerweile ist es wissenschaftlich evident, dass Übergewicht ein multifaktorielles Phänomen ist und eben nicht nur die alleinige Verantwortung der Betroffenen.

    Ja, mir ist bewusst, dass extrem viele Ärzt:innen noch das veraltete Wissen haben und sich einfach nur weigern, den neuesten Stand der Forschung zu akzeptieren. Aber die Realität ist halt trotzdem so, wie sie ist. Man muss auch an die Gravitation nicht glauben, sie ist halt trotzdem da, denn die Gravitation interessiert sich nicht dafür, ob wer an sie glaubt oder nicht. Genauso ist es mit Übergewicht.

  • Wann kapieren die Leute, dass es nicht (nur) für Dicke gedacht ist. Die haben das komplett für sich instrumentalisiert. Aber es geht um viel mehr Menschen. Behinderungen, Unfallfolgen, etc

    Das nervt mich auch. Geht immer nur um Übergewicht. Mal schauen, wann "body neutrality" gekapert wird.

    Es ging vor allem um Menschen mit Behinderung. Dann kamen die fetten und haben es geklaut

  • Die Leute sollten einfach mal wieder lernen ihre Meinung für sich zu behalten.

    Dann bräuchten es das alles nicht.

    Seine Meinung für sich zu behalten bedarft viel Mut und Stärke

  • Manchmal frag ich mich, warum vor allem genetische Lotteriegewinner nur bis zur Bauchdecke der nächsten übergewichtigen Person denken.

    Body Positivity ist nicht „bequem“, sondern für viele der erste Schritt raus aus Scham, Ausgrenzung und Selbsthass - bitte mal drüber nachdenken!

    Es geht nicht darum, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu vermeiden, sondern darum, Menschen nicht zusätzlich zu diskriminieren, nur weil sie nicht in ein schlankes Normbild passen.

    Wer nie erlebt hat, wie es sich anfühlt, wegen des eigenen Körpers abgewertet, gemobbt oder gemieden zu werden, hat keine Ahnung, wie verletzend das ist und was das aus einem macht.

    Selbstreflexion ist wichtig – klar. Aber Empathie ist es auch. Vor der eigenen Haustür kehren schadet jedenfalls niemandem. Es ist halt nicht so bequem, aber auch nicht so feige.

    Nicht jeden zu beschämen der Übergewicht ist gut

    Aber trotzdem sollte man dabei nicht vergessen dass jeder Mensch abnehmen kann und die meisten dicken wenn sie dünn wären gesünder und glücklicher wären

    Aber kann auch verstehen dass das ganz schön fies sein muss wenn man erstmal 10-20kg oder nochmehr zuviel mit sich rumträgt

    Danke dir. Ja, abnehmen ist natürlich (fast immer) möglich - nur hängt bei vielen eben viel mehr dran als nur Kilos. Scham (im Gym, sogar auf der Straße), alte und neue Kommentare, Rückzug/Einsamkeit… das macht Veränderung wirklich extrem schwer. Und jeder Rückschlag, kombiniert mit Abwertung, setzt schnell einen Teufelskreis in Gang. Ich sag das nicht als Ausrede, sondern aus eigener/beobachteter Erfahrung: Oft fehlt nicht das Wissen, sondern positive Motivation und Rückhalt - jemand, der sich über kleine Erfolge mitfreut oder vielleicht sogar mal beim Sport mitgeht. Mit Unterstützung funktionieren Veränderungen deutlich leichter - das gilt eigentlich für fast alles im Leben.

    Am Ende wollen die meisten ja gesund sein, sich wohlfühlen oder, wenn man so will, der „Norm“ entsprechen. Manche brauchen dafür nur zuerst Support statt Druck, Abwertung oder Ausgrenzung.

    Zudem muss man bedenken, wie viele Menschen frustessen bzw. emotional von Essen abhängig sind. Seine Ernährung kann man unter diesen Umständen nur mit viel Mühe umstellen, weil es manchmal das Einzige ist, was einem Halt gibt. Nützt auch nichts, dass Essen überall erhältlich ist und beworben wird (im Gegensatz zu anderen Suchtmitteln bspw.). Natürlich ist das nichts Gutes, aber mit mehr Druck und Abneigung von der Gesellschaft wird das halt nicht besser, weil sich die negativen Gefühle dann häufen.

    Super Kommentar! Jeder, der dick ist, weiß, dass er dick ist. Es ist halt auch mal ganz schön, wenn man nicht konstant darauf reduziert wird. Dicke Menschen sind tatsächlich auch nur Menschen und Menschen haben es nicht immer leicht.

    Ich werde darüber nachdenken . Danke dir für den Beitrag

  • Ich frage mich, warum dieses Thema soviele Leute triggert? Ja Übergewicht ist nicht gesund, aber das wissen die Leute doch selbst. Warum muss man das einem immer unter die Nase binden? Man kann sich ja seinen Teil denken, aber oft werden dicke Leute einfach auf der Straße wegen des Gewichts beleidigt. Alkohol und Rauchen ist offensichtlich auch nicht gesund, aber dafür wird man nicht dumm angemacht.

    Ohne Witz. Es ist echt lächerlich mittlerweile. Niemand zwingt dir dicke Menschen auf, die sind halt einfach da dawg🙄

    Als ob „AbEr ÜbErGeWiChT iSt uNgEsUnD“ ein Freifahrtschein dafür wäre dicke Menschen respektlos behandeln zu dürfen.

  • Jup, sehe ich genau so. Sind alle ja ach so glücklich in ihrem Körper aber sobald die Abnehmspritze oder andere "Wundermittel" verfügbar sind, gibts kein Halten mehr. Übergewicht ist ein ernstes gesundheitliches Problem, da kannst du noch so positiv drüber denken (oder sagen, dass du so denkst), dein Körper sieht das anders.

  • Genau das ist so ziemlich was hinter body positivity steckt. Es beruht auf der Basis, wenn alle denselben gesundenLebenstil hätten, es trotzdem Menschen geben würde die: eine oder mehrere Speckrollen haben, Pickel haben, Pigmentstörungen, Fettverteilungsstörungen sprich Zellulite oder Libödem, Haarausfall und und und. Um gegen seine spezifischen Unterschiede entgegen zu wirken und dem Schönheitsideal zu entsprechen müsste man mehr machen und es ist völlig ok, wenn man das nicht tut. Es kann psychische Belastung fördern und körperliche auch zu Mangelerscheinungen führen. Problem ist nämlich, dass das Schönheitsideal von einer genetisch ähnlichen Gruppe geprägt wirs. Heute sind das die Supermodels, damals waren es reiche Hausherrinnen. Body positivity heißt nicht ungesunde Lebensweisen zu fördern, weil Selbstakzeptanz alles ist, sondern zu fördern, dass du mit einem 'normal-gesundem' Lebenstil ganz viele Unterschiedliche Ergebnisse erzielst die von scheinbar übergewichtig bis scheinbar untergeweichtig reichen können.

  • Tatsächlich sehe ich deinen Take eher auf extrem wenige Ausnahmen reduziert. Ich lese und höre so oft Diskussionen darüber, ob Body Positivity oder Body Neutrality der "bessere“ Ansatz ist. Und ehrlich gesagt: Ich glaube, genau dieses Entweder-oder greift zu kurz.

    Body Positivity kann extrem empowernd sein. Für viele Menschen ist es besonders nach Abwertung, Krankheit, Diskriminierung oder jahrelanger Selbstkritik ein wichtiger Schritt, den eigenen Körper aktiv wertzuschätzen oder sogar zu feiern."Mein Körper ist schön, so wie er ist" zu sagen, kann unheimlich heilend und auch politisch sein.

    Body Neutrality kann aber genauso legitim und befreiend sein. Nicht jede Person möchte (oder kann) ihren Körper lieben. Für manche ist es entlastender zu sagen "Mein Körper ist okay. Er muss nicht schön sein. Er muss nichts leisten außer da sein." Der Fokus liegt dann weniger auf Aussehen und mehr auf Funktion, Alltag oder eben einfach auf Existenz und die Dankbarkeit dafür.

    Das eine ist nicht automatisch oberflächlich und das andere nicht automatisch gesünder.

    Je nach Lebensphase, mentalem Zustand, Erfahrung etc kann sich das Bedürfnis ändern. Manche pendeln zwischen beidem und manche brauchen gar keins von diesen Labels.

    Vielleicht wäre es hilfreicher, weniger zu bewerten, wie Menschen mit ihrem Körper umgehen sollten und mehr Raum dafür zu lassen, dass unterschiedliche Strategien für unterschiedliche Menschen funktionieren solange sie einem gesunden Leben dienen. Am Ende geht es doch um dasselbe, nämlich weniger Selbsthass, weniger Druck, mehr Frieden, mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

  • Jau da stimmt ich dir zu

    Und ich denk mir klar ist es besser nicht alles und jeden der nicht in eine super schlanke norm passt zu beschämen aber man sollte trotzdem nicht vergessen das die meisten dicken einfach glücklicher und gesünder wären wenn sie dünn wären

  • Body positivity ist eigentlich was für Menschen mit Behinderung. Keine Ahnung warum die Übergewichtigen das einfach geklaut haben und so einen ungesunden Lebensstil schönreden. Und ja, ich weiß es gibt welche, die haben Krankheiten und sind deshalb übergewichtig. Ich meine die anderen

  • Nennt sich auch toxic positivity. Übergewicht ist halt offensichtlich ungesund und kann meistens verändert werden, da tut man niemandem einen Gefallen wenn man heuchlerisch sagt, man sei gut so wie man ist.

    • weist du halt als Außenstehender auch nicht wieso eine Person dick ist. Krankheit, Lebensstil und so viele mehr Optionen.

    Und hach gibt es normalgewichtige Menschen, da frag ich mich wie der Körper schafft das alles zu durchstehen (schlechte Ernährung, kein Sport) weil sie sich n dreck um sich kümmern. Aber da regt sich keiner auf, nicht offensichtlich genug um sich schnell ne platte meinung zu bilden

    Naja - ich glaub ihr denkt da viel zu einschichtig. Gut zu sein so wie man ist heißt nicht man könnten nicht noch etwas ändern.

    Ich bin auch gut so wie ich bin, habe aber noch so einige Ziele für mich, für jemand anderen kann das Ziel sein sich endlich mehr um sich zu kümmern.

    Ich hab das Gefühl das Problem liegt viel mehr in denen die zu sich selbst so extrem Streng sind nicht verstehen können dass gut zu sich zu sein nichts endgültig macht.

    Ich sage nicht es gäbe keine Menschen die es sich damit gut reden, die gibt’s.

    Aber der Mehrheit würde ein wenig mehr Selbstschätzung nicht schaden.

    Wenn ich beginne mich zu schätzen möchte ich eher etwas an mir ändern anstatt mich zu hassen. Offensichtlich, wenn man sich die Zahl der Übergewichtigen Menschen ansieht, bringt das gehasse nix, führt evtl nur zu mehr Depression.