Mein Vater hat früher sehr regelmäßig Alkohol getrunken. Das typische Feierabendbier was dann oft zu 3-4 wurde. Oft hatte er auch noch irgendwo andere Bierflaschen oder Schnapsgläser versteckt und zwischendurch aus denen getrunken. Manchmal hat er auch richtig übertrieben sodass ich ihn als Kind/Jugendliche von einer Vereinsfeier nach Hause bringen musste oder ihn mitten in der Nacht neben dem Stuhl auf dem Boden liegend gefunden habe. Mittlerweile bin ich seit einigen Jahren ausgezogen, hatte selbst seit ich 16 war mit problematischen Alkoholkonsum zu tun (bin seit 2 Monaten sober). Mein Vater ist wenn er trinkt sehr sehr reizbar und wird leicht wütend. Oder er schläft einfach ein. Aber jetzt zu dem eigentlichen Grund meines Posts: Bei meinem Besuch jetzt über die Feiertage habe ich ihn kein einziges mal trinken gesehen. Seine Stimmung ist auch einfach insgesamt so viel besser. Er ist zwar immernoch manchmal gereizt und hat eine geringe Frustrationstoleranz aber kein Vergleich zu sonst. Ich möchte ihm jetzt einfach sagen wie viel lieber ich ihn mag wenn er nicht trinkt. Und wie stolz ich auf ihn bin und hoffe dass es so weiter geht. Das ding ist aber dass wir nie darüber geredet haben, oder generell über emotionale Themen oder etwas das über Oberflächlichkeiten hinausgeht. Zb ist das höchste der Gefühle an Zuneigung zeigen, zu nicken wenn meine Mutter sagt dass sie beide mich lieb haben. Damit ihr einen besseren Eindruck davon bekommt wie unsere beziehung zueinander ist. Also jetzt die Frage: wie stelle ich es an ihm zuzusprechen und auszudrücken wie froh ich bin, dass er nicht trinkt?
Erstmal: freut mich das zu lesen, komme gerade aus einer ähnlichen Situation mit meinem Bruder und hab mich da wirklich durchkämpfen müssen, ihm erstmal beizubringen das er zu viel trinkt und dann zu hoffen das diese Erkenntnis nicht nur wir sondern auch er gewinnt. Was dann schlussendlich im stationären Entzug auf mein drängen aber auch auf seinen Wunsch nach Veränderung hin, passiert ist. Mit nur Zwang und „du musst“ wäre hier nichts passiert und möglich gewesen.
Gib ihm die Zeit sich selber vom Alkohol zu distanzieren, ohne ihn direkt zu konfrontieren weil ihn das natürlich triggern könnte. Du kannst ihm sagen das du die Zeit gerade besonders schätzt mit ihm, das sie besonders schön und auch positiv anders ist. Aber mehr würde ich ehrlich nicht tun.
Frohe Weihnachten dir und deiner Family 🎄♥️
Möchtest du das trinken expizit erwähnen? Ist es eine Option zu sagen wie toll du die Zeit jetzt mit ihm fandest und das du auf Wiederholung hoffst?
Damit umgeht man auch, dass er vielleicht heimlich getrunken hat und baut keinen direkten Druck auf, falls er rückfällig wird
Die gleichen Worte die du hier gnutzt hast .
Genau!
"Hey Papa, ist echt toll, dass wir beide nichts mehr trinken, das macht die Zeit die wir miteinander verbringen echt viel besser"
Ich würde ihm sagen,... dass er dieses Weihnachten viel besser gelaunt war und viel fitter gewirkt hat als die Jahre zuvor. Dass es Dir Weihnachten dieses Jahr richtig Spaß gemacht hat... Den Alkohol würde ich nicht thematisieren.
Du möchtest ihm sagen, dass du ihn lieber magst, wenn er nicht trinkt?! Genau. Ich sage meinem Kind auch immer, dass ich es lieber mag, wenn es brav ist.
Sorry! Nicht falsch verstehen. Ich verstehe total worauf du hinaus willst. Aber ich glaube, du brauchst einen etwas anderen Blickwinkel auf die Situation.
Wenn ein Familienmitglied eine Krankheit hat (Ja, Sucht ist ein Krankheit!), dann freuen wir uns natürlich, wenn diese behandelt wird/eine Genesung eintritt.
Jetzt gibt es da aber einen Unterschied zwischen "Schön, dass dein gebrochener Fuß wieder verheilt ist" und "Ich bin froh, dass du deine Suchterkrankung angehst". Das eine Thema ist nunmal sensibler als das andere. Du beschreibst ja selbst, dass das zeigen von Zuneigung kein einfaches Thema in eurer Familie ist. Du möchtest deine Freude teilen. Das verstehe ich. Ich/Wir/Du... Keiner von uns weiß, welche Worte deinem Vater gut tun werden.
Wenn du es dennoch irgendwie versuchen möchtest: Wie wäre es mit "Ich bin dieses Weihnachten dankbar, dass es meiner Familie gut geht" oder sowas in der Art.
„People are what we expect them to be.“ hab ich mal irgendwo gelesen, passt nur so semi allerdings schon in der Hinsicht dass es sich vielleicht lohnt deinen Vater zu versuchen im Hier und Jetzt anzuerkennen und somit dem Hier und Jetzt mehr Kraft bzw. einen Unterstrich zu geben. Was ist denn jetzt tatsächlich schöner? Er scheint angenehmer im Umgang zu sein - vielleicht etwas länger gemeinsam im Wohnzimmer sitzen bleiben als gewohnt. Pipapo. Dir fällt selbst sicher mehr ein. Aber generell; Ihn spüren lassen dass was anders ist. Ihm zeigen dass seine Realität sich auch im Außen verändert. Ihn durch eigenes Verhalten auch ermutigen dran zu glauben dass sich das lohnt.
Mit Gesprächen zur Situation würde ich generell noch warten wie du deinen Vater beschreibst, das Gefühl zueinander ist für dich ja auch ohneGespräch präsent bzw. die Veränderung :) alles Gute dir 💝
streiche "lieber" und setze: Ich finde gut wie wenig du trinkst. NIchts ins Verhältnis setzen, nur den Status Quo anerkennen und loben.
Glückwunsch zu zwei Monaten Nüchternheit! Wie viele andere schon gesagt haben: Sag ihm das genau so, wie du es hier geschrieben hast.
Genau das dachte ich auch beim Lesen. Wie du (OP) das hier schreibst klingt es sehr liebevoll. Ich würde mich sehr darüber freuen das zu hören, wenn ich der Vater wäre. Und ganz sicher ist es eine bewusste Entscheidung deines Vaters, nichts zu trinken, die ihm möglicherweise nicht leicht fällt.
„Hi, muss ehrlich sagen bin heilfroh das du weniger saufst als früher - gut gemacht.“
"find ich gut/angenehm dass du abstand zum alk gefunden hast"
und entweder er geht darauf ein, woraus ein gespräch entstehen kann, oder auch nicht.
Schwer zu sagen. Ich würde es gar nicht erwähnen bzw mehr Zeit vergehen lassen bevor du es erwähnst. (Bitte weiterlesen bevor ihr wild drauf runtervoted)
Ich war in einer ähnlichen Situation und wenn mich meine Eltern auf meine positive Veränderung angesprochen haben war ich emotional niedergeschlagen und fühlte mich “exposed” und gedemütigt. Ich wollte meinen Weg gehen und wenn mich jemand darauf angesprochen hat wusste ich, dass er meine Veränderung mitbekommen hat und deshalb auch die Erwartung/Hoffnung hat dass es weiterhin so positiv bleibt. Das hat dann so viel Druck bei mir ausgelöst dass ich kurz darauf hin wieder in meine alten Gewohnheiten verfallen bin. Zudem hat es sich so angefüllt dass nur mein “neues ich” geliebt und wertgeschätzt wird und mein “altes ich” eine Last für andere war. Mir wäre es ehrlich gesagt lieber gewesen wenn keiner was gesagt hätte bzw. erst nach viel längerer Zeit nachdem sich meine neue Lebensweise gefestigt hat (z.B. erst nach einem Jahr).
Falls du dich nicht traust: umarm ihn und sag das du ihn lieb hast.
Auch wenn du Alkohol nicht explizit erwähnst wird er das wahrscheinlich auf den Zustand in dem er jetzt ist zurückführen können :)
Was sollte denn schlimmstenfalls passieren, wenn du es ihm so sagst, wie du es hier schreibst? Es klingt so, dass ihr euch beide weiterentwickelt habt, das ist ja super :) und vlt gehört dazu ja auch, dass ihr euch in kleinen Schritten annähert, auch über emotionalere Themen zu sprechen. Das wird sich dann vlt komisch und ungewohnt anfühlen, aber das ist auch vollkommen ok :)