Katastrophale Arbeitsbedingungen, lange Ausblidung, schichtdienst, viel Stress, kaum Freizeit. Ist der Idealismus so stark? Machen das auch normale, rationale Leute?

  • Geld >Prestige >familiäre Erwartungen > Idealismus

    Das sind aus meiner Sicht die Gründe

    Also wenn’s nur ums Geld geht gibt es deutlich lukrativere und einfacher zu ergatternde Jobs als Arzt. Wenn man nach der Schule anfängt zu studieren verdient man erst in den 30ern frühestens Gehälter die sich sehen lassen.

    Und dann ist es auch sehr fachspezifisch. Der 0815 Hausarzt um die Ecke wird schon gut über die Runden kommen, bei r/Finanzen würde da aber gegähnt werden.

    Ich halte für Prestige deutlich wichtiger als Geld. Die geldgetriebenen sehe ich eher bei den Justus BWLern

    Wenn man fachliches Interesse an der Medizin hat kann man ab den 30ern aber die meisten BWLer und Ingenieure durch Selbstständigkeit komplett abhängen ohne Haifischbecken.
    War auf einer relativ schnöseligen Schule, die reichsten 2 die ich kannte waren ein Handwerksunternehmer, dann ein CEO und direkt danach haufenweise selbstständige Fachärzte, erst danach kamen auch hoch positionierte Manager (CIO, Bereichsleiter, Vorstand KMU)

    Denke also wenn man Spaß an Medizin + langer Atem + Geld kombiniert, wird das trotzdem eine hervorragende Option sein, vor allem weil der Weg quasi garantiert ist.

    Mag sein aber als durchschnittlicher (Fach-)arzt übertrumpft man bspw. spielend leitende Ingenieure. Ärzte stehen ja auf Gehaltslisten immer ganz oben.

  • Wunsch Menschen zu helfen, aber keinen Bock als Pfleger zu malochen. Oder einfach Gottkomplex.

  • Kommt immer drauf an welche Sorte Arzt man ist und was einem wichtig ist.

    Der Assistenzarzt im Krankenhaus hat z.B. mehr Stress als ein niedergelassener Hautarzt. Grundsätzlich muss man nach dem Facharzt nur lernen nein zu sagen, dann lässt es sich auch gut leben. Ich kenne durchaus Ärzte, die die Vielseitigkeit der Notfallmedizin spannend finden und dafür leben. Im Gegensatz dann aber auch nur 60-80% arbeiten und trotzdem mit 8-10k Euro nach Hause gehen.

    Außerdem gibts heute klar Plan B für Ärzte wenn man Consulting oder Pharma betrachtet, wo man dann oft die gleiche Karriere machen könnte wie BWLer oder Ingenieure

  • Manche Leute interessieren sich einfach für Medizin und haben da inhaltlich und intellektuell Spaß dran.

    Und die Arbeitsbedingungen sind ja längst nicht überall schlecht. Niedergelassen in einer Praxis kann das ein netter Job sein. Nett bezahlt ists eh in jedem Fall. Man ist gesellschaftlich hoch angesehen und man ist idR gut genug bezahlt, dass man bei zu viel Stress auch einfach in Teilzeit arbeiten und immer noch gut davon leben kann. Also wenn man sich da inhaltlich für interessiert, ist das wirklich kein schlechter Beruf.

    Außerdem ist es ein Job den man praktisch überall auf der Welt ausüben kann. Du kannst damit relativ unkompliziert in praktisch jedes Land der Welt auswandern. Teils reichen sogar eher mittelmäßige Sprachkenntnisse. Das geht längst nicht in jedem Beruf.

    Und auch kurzzeitige Auslandsaufenthalte sind möglich. Ärzte ohne Grenzen oder ähnliches. Da kommt man an Orte, wo du mit fast keinem anderen Beruf hin kommst (außer du arbeitest auf sehr hohem Level in der Entwicklungshilfe, Katastrophenhilfe o.ä.). Das finde ich schon einen sehr großen Pluspunkt.

    Eben, man kann quasi überall neu starten. Ich als Teilchenphysiker kann mich oft nur bei High End-Firmen bewerben, die es fast nirgends gibt.

  • Du hast kein Problem bei der Kontaktaufnahme auf Parties und bei der Partnersuche. Jeder möchte dir gleich erzählen dass er da so ein stechen im Rücken hat oder ein zucken am Auge. /s

  • Mit Abstand höchstes Einkommen + höchster Sozialstatus

  • Also neben den genannten würde ich noch fachliche Gründe hinzufügen. Nahezu jeder Mensch hat Interesse an Gesundheit und es ist für viele eben spannend wie der Körper funktioniert. Jeder hat zumindest irgendwie einen Zugang zu dem Thema. Bei anderen Berufen, in denen man gut Geld verdient, hat man das weniger. Recht und Finanzen z.B. interessieren eher weniger Menschen und gerade für Leute, die gerade aus der Schule kommen und sich für ein Studium entscheiden, haben diese Themen im Alltag nahezu noch nie eine Rolle gespielt. Da ist Medizin doch viel greifbarer.

    Außerdem ist es ein Beruf, bei dem man viel Geld verdienen kann aber gleichzeitig als “Held” angesehen werden kann oder mit dem man zumindest vorrangig gute Assoziationen hat.

    Deswegen würde ich sagen es ist ein Mix aus fachlichen Gründen, Prestige und Geld.

  • Gibt riesige Unterschiede zwischen dem Leben als Allgemeinmediziner, nem Arzt in der Inneren oder nem niedergelassenen Hautarzt.

    Ansonsten natürlich Geld, Status und Erwartungen in- und extrinsisch.

  • Weil es kein Beruf, sondern eine Berufung ist.

  • Also durch mein Job komme ich viel Rum, und die Leute sind eher abgeschreckt durch die Verantwortung als Arzt. Wollen zwar alle studieren aber Arzt werden so richtig keiner.

    Du bekommst viel Rum? ;-)

  • gesellschaftliche Anerkennung spielt eine große Rolle bei allen Ärzten, die ich im sozialen Umfeld habe.

    Und das Bedürfnis, derjenige zu sein, der jemandem hilft. Also nichtmal so sehr das Helfen an sich, aus Selbstlosigkeit oder Empathie. Sondern es geht um die Befriedigung, die man daraus zieht, jemandem geholfen zu haben. Das ist halt einfach ein geiles Gefühl. Und das finde ich persönlich auch völlig okay.

  • Arzt werden -> auswandern -> Gutes Geld bei guten Bedingungen.

    Nicht jeder will Heimat und Familie hinter sich lassen.

    Klar, aber gerade bei Ärzten ist die Auswanderungsqote vergleichsweise hoch.