Ein weitverbreitetes kulturelles Missverständnis besagt, dass die Figur des Weihnachtsmanns ein amerikanischer Import sei, gar eine Erfindung von Coca-Cola, und dass es in Deutschland vorher nur den Nikolaus und das Christkind gegeben habe. Diese Darstellung ist völlig falsch und vereinfacht. Der Weihnachtsmann existiert bereits seit dem 18. und 19. Jahrhundert in vielen europäischen Ländern als säkularer Gabenbringer. In Großbritannien hieß er traditionell "Father Christmas", in Frankreich "Père Noël", in Skandinavien Julemand, Julenisse und Jultomte, und in Finnland Joulupukki. Sogar in Russland gibt es eine Art Weihnachtsmann, den Ded Moros (Väterchen Frost). Dieser kommt aber nicht zu Weihnachten, sondern in der Neujahrsnacht, da das Weihnachtsfest während der Sowjetzeit verboten war. Der deutsche Weihnachtsmann wird erstmals 1770 in einer Berliner Wochenzeitschrift erwähnt. Ursprünglich war er eher ein ernster, strenger Charakter, der unartige Kinder mit der Rute bestrafte. Er entstand im Wesentlichen aus der Figur des heiligen Nikolaus und einiger anderer Gestalten, wie etwa Ruprecht, Pelzmärtel, Pelznickel oder Herr Winter, regionalen Gabenbringern mit teils vorchristlichen Wurzeln. Auch optisch unterschied er sich noch deutlich vom heutigen Weihnachtsmann. Auf alten Postkarten aus dem 19. Jahrhundert wird er etwas schlanker als heute, mit ernster Mine und Mänteln in verschiedenen Farben dargestellt, z.B. grün, blau, braun, weiß, aber auch schon rot. Sein Wohnort lag nicht einfach "am Nordpol", sondern an verschiedenen Orten, etwa in einem bestimmten Wald oder an bestimmten Orten im Norden, wie Lappland, Grönland oder Island. Unterwegs war er noch nicht mit einem Rentierschlitten, sondern entweder zu Fuß, zu Pferd oder mit einem Schlitten, der von Hirschen gezogen wird. Im Jahr 1900 kreierte die Spielzeugindustrie in Sonneberg z.B. einen Weihnachtsmann in einem von zwei Rothirschen gezogenen Schlitten. Die rote Mantelfarbe setzte sich bereits in den 1920ern/30ern als Standard durch. Coca-Cola hatte also, wenn überhaupt, nur minimalen Einfluss auf das heutige Bild des Weihnachtsmanns, denn ihre Weihnachtsmann-Werbung begann in Europa erst in den 1950ern. Dies war auch die Zeit, in der die allmähliche "Amerikanisierung" des Weihnachtsmanns begann. Durch amerikanische Werbung und Weihnachtsfilme glich sein Bild bald immer mehr dem des US-Santa Claus (dieser Name ist übrigens abgeleitet von St. Nikolaus), und war bald kaum noch von diesem zu unterscheiden. Das ist der Grund, warum viele den Weihnachtsmann bis heute für eine amerikanische Erfindung halten.

  • Eigentlich kenne ich niemanden, der den Weihnachtsmann für eine amerikanische Erfindung hält.

    Das Bild des Weihnachtsmanns mit rotem Mantel, weißem Pelzkragen und weißem Rauschebart wurde nur maßgeblich durch die Coca Cola Werbung geprägt.

    Dieser Irrglaube ist weiter verbreitet, als man denkt. Meine ehemalige Klassenlehrerin erklärte uns z.B. mal im Brustton der Überzeugung: "Der Weihnachtsmann, also Santa Claus, ist ja eine Erfindung von Coca-Cola. Eigentlich bringt ja das Christkind, also Jesus, die Geschenke." Schon damals fand ich diese Erklärung merkwürdig.

    Denk dir einfach dazu dass sie den Weihnachtsmann meint den man kennt. Niemand wird beim Weihnachtsmann noch an die ursprünglichen Figuren im grünen oder blauen Mantel denken. Ist etwa so wie Spider Man "von" Sony ist..

    Vielleicht hast du recht, aber ich habe schon von vielen gehört, dass Coca-Cola den Weihnachtsmann erfunden hat und dass es ihn vorher nicht gab. Das ist meiner Ansicht nach haarsträubend falsch, weil es die jahrhundertelange Kulturgeschichte hinter der Figur ignoriert. Einmal habe ich sogar gehört: "Coca-Cola hat den Nikolaus erfunden."

    Meine Familie ist evangelisch, in unserem Dorf gibt es aber nur eine katholische Kirche. Quasi aus Tradition und meinen Eltern zuliebe, sind wir nach Schließung der evangelischen Kapelle zu Weihnachten dann halt in die katholische Messe gegangen. Da gab es dann manchmal ein Krippenspiel, ansonsten halt eine recht unspektakuläre Christmesse.

    Bis dann irgendwann ein neuer Vikar kam. Der erzählte dann an Heiligabend in der Predigt nach dem Krippenspiel - es waren also recht viele Kinder anwesend, an die sich der Teil auch explizit richtete - genau diese Story vom Weihnachtsmann und dem Christkind.

    Der Inhalt und auch der Ton der Predigt führte nicht nur zu traurigen Kindern und verwirrten Eltern, sondern auch dazu, dass der Kirchbesuch an Weihnachten für die Familie nur noch optional ist und nicht mehr fester Bestandteil.

    Oh mein Gott, die armen Kinder. Aber ist schon ironisch: das Christkind war ursprünglich rein protestantisch, es wird sogar oft auf Martin Luther zurückgeführt.

    1. Irrtum: Das Christkind ist nicht Jesus.

    Das Christkind war ursprünglich tatsächlich das Jesuskind. Erst später entwickelte es sich zu einer engel-artigen, meist weiblichen Figur. Aber ihre Aussage ist dennoch falsch: Das Christkind wurde erst mit der Reformation zu einem verbreiteten Gabenbringer. Vorher war es vor allem der Nikolaus.

    Was denn sonst

    Ja, aber auch das Bild des Weihnachtsmannes ist weniger von Coca Cola geprägt als angenommen. Es war eher ein glücklicher Zufall für die und hatte natürlich Einfluss, aber die Entwicklung hin zum glücklichen alten Mann im roten Mantel ist auch ohne Coca Cola passiert.

    Kenne nur Gläubige, die den Weihnachtsmann für den Kommerzmann aus den USA, der ihnen was wegnimmt, halten. Allen anderen ist es vollkommen egal.

  • Der Weihnachtsmann ist der Schamane des Fliegenpilz, deswegen trägt er Rot und Weiss. Rentiere fressen liebend gerne diesen Pilz und "können dann fliegen"....die Elfen sieht man selber, wenn man den Pilz korrekt zubereitet und konsumiert, was auch beim Durchschlafen im Winter hilft aufgrund seines Einflusses auf die GABBA-Rezeptoren.

    Solche "gewagten" Theorien habe ich bewusst aus meinem Post rausgehalten, da man in diesem Sub ja nichts unbewiesenes schreiben darf, aber ich stimme dir definitiv zu, dass es Verbindungen zwischen dem Weihnachtsmann und alten schamanischen Vorstellungen gibt. Aus Lappland und Finnland gibt es alte Darstellungen auf Postkarten aus dem 19. Jahrhundert, die den Joulupukki (den finnischen Weihnachtsmann) bereits mit Rentierschlitten zeigen, lange bevor das Motiv durch amerikanische Medien in ganz Europa verbreitet wurde. Und die samische und finnische Kultur war in vorchristlicher Zeit stark schamanisch geprägt.

    Ich habe gewagt ja auch in Gänsefüßchen gesetzt. Wie gesagt, ich bin solchen Theorien durchaus aufgeschlossen und immer bereit, was neues zu lernen, aber hier wollte ich lieber kein Risiko eingehen.

    Okay...sorry, ich hab's falsch verstanden :)

    Ja, genau. Ich habe die asiatischen Pendants zum Weihnachtsmann in meinem Post nicht erwähnt, da ich mich zu wenig damit auskenne und die meines Wissens auch nicht alle Geschenke bringen, aber solche Figuren scheinen wirklich ein internationales Phänomen zu sein. In Georgien gibt es noch Tovlis Papa oder im Iran Amu Nowruz. Diese Figuren ähneln alle stark dem russischen Ded Moros und sind völlig unabhängig vom heiligen Nikolaus entstanden. Es scheint, als ob der Nikolaus nur ältere heidnische Figuren mit ähnlichen Funktionen überlagert hat. Der deutsche Weihnachtsmann wird bei seiner ersten Erwähnung im Jahr 1770 auch noch ähnlich wie diese Figuren dargestellt, als etwas unheimlicher alter Mann mit wallendem Bart und bekleidet mit einem Schafspelz.

  • Bei uns kommt das Christkind, aber ich wusste schon als Kind, dass im Norden Europas der Weihnachtsmann kommt.

    Und na ja, generell sind die USA erst 250 Jahre alt, während die meisten Traditionen viele hundert oder sogar tausend Jahre alt sind und so ziemlich jede Tradition dort ihren Ursprung in anderen Teilen der Welt hat, vor allem Europa.

    Ganz genau. Ist in etwa so wie beim Hamburger. Warum der wohl Hamburger heißt? Außerdem gibt es auch "Kris Kringle" in den USA, eine alternative Bezeichnung für Santa Claus oder einen seiner Helfer, abgeleitet von "Christkindl".

  • Es kann auch sein, das er Einflüße von skandinavische Schamanen hat.

    Sie trugen rot weiße Kleidung und konsumierten Fliegenpilz, was zu Trancezuständen und dem Glauben fliegen zu können führt.

    Rentiere und Schlitten sind da auch nicht weit weg.

    Also ne. In Amerika hat fast nichts einen Ursprung. Alles nur geklaut und dann maximal aufgebläht.

  • An sich fand ich das über die Ähnlichkeit des Namens (Sankt Nik'laus und Santa Claus) und die Ähnlichkeit in der Darstellung (Alter Mann mit weißem Bart) schon als Kind naheliegend, dass die irgendwie das gleiche sein müssen. Zugleich finde ich es aber auch super bescheuert und kurios, dass wir im Grunde den Heiligen Nikolaus zuerst in die USA exportiert haben, um ihn dann mit ein paar Änderungen und dem absolut unkreativen Namen „Weihnachtsmann“ wieder zu importieren. Irgendwie kein Wunder, dass das die Leute verwirrt.

    Auch kurios: In Deutschland gibt es ja parallel dazu die Tradition des Christkinds¹, die von Luther eingeführt wurde, weil er die Art der Heiligenverehrung in der katholischen Kirche ablehnte. Es wäre demnach eine evangelische Tradition. In meinem persönlichen Umfeld ist aber überhaupt keine Korrelation mehr zu finden, tatsächlich habe ich oft sogar den Eindruck, dass das Christkind heute vor allem zu Katholiken kommt.

    ¹Lang geratene Fußnote, weil ich nicht aufhören kann über dieses Thema zu philosophieren, wieso auch immer: Bei mir kam als Kind einer katholischen Theologin natürlich auch das Christkind (nachdem am 6.12. schon der Nikolaus ein paar Kleinigkeiten zurückgelassen hat), aber ich konnte mit der Tradition nie warm werden. Mein kindlicher Gedanke war immer: „Was soll das heißen, das Christkind, also das Jesuskind, bringt die Geschenke? Das ist ein Neugeborenes, das kann nicht laufen, nicht reden und auch sonst nichts außer rumliegen und schreien.“ Das fehlen des Mythos, den Santa Claus hat, oder wenigstens einer Geschichte wie die des Heiligen Nikolaus, die irgendwie die Verknüpfung zu den Geschenken herstellt, fand ich immer unbefriedigend. Das hat mich nicht davon abgehalten, daran zu glauben, schließlich haben meine Eltern das so gesagt und ich habe ihnen vertraut. Was auch nicht geholfen hat war, dass meine Heimatstadt Nürnberg ein sehr konkretes und mit dem Jesuskind-Mythos überhaupt nicht zusammenpassendes Bild vom Christkind zeichnet: Eine junge Frau mit langen goldenen Locken. Für die denen das Konzept unbekannt ist: Das ist wie eine Weinkönigin, aber statt Wein zu verköstigen eröffnet sie den Weihnachtsmarkt mit einem traditionellen Prolog und pilgert dann während der Weihnachtszeit als Stargast zu allerlei Veranstaltungen in der Stadt. Sie mal persönlich zu treffen ist für die Nürnberger Kinder oft das Highlight der Adventszeit, vielleicht ein bisschen wie für nordamerikanische Kinder das Treffen mit Santa im Einkaufszentrum. Wundervolle Tradition, aber für mich als Kind ein weiteres unpassendes Puzzleteil im völlig verwirrenden Kanon deutscher Weihnachtstraditionen.

    Allen, die diesen Monolog bis zum Ende durchgehalten haben, wünsche ich eine schöne Adventszeit, und denen, die nur zufällig den letzten Absatz lesen, auch.

    Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Der Name Weihnachtsmann ist ziemlich unkreativ, da stimme ich dir zu, aber den gibt es bereits seit 1770, lange bevor der amerikanische Santa Claus nach Europa rückimportiert wurde. Die Tradition des Weihnachtsmanns entstand parallel in vielen europäischen und amerikanischen Ländern und ist nicht wirklich auf ein Ursprungsland zurückzuführen, auch wenn die amerikanische Version heute international dominiert. In vielen europäischen Ländern trägt der Weihnachtsmann Namen mit "Vater", in England z.B. Father Christmas, in Frankreich Pere Noel oder in Russland Ded Moros (Vater Frost, oft übersetzt als Väterchen Frost). Nur in Deutschland und Dänemark (Julemand) trägt er einen Namen mit "Mann".

  • Quelle?

    Wikipedia. Steht da doch /s