Klingt ernster als gemeint, trifft es dennoch. Seit ich vor zwei Jahren, mit 29 in eine Depression geschlittert bin und mehr als ein Jahr mehr überlebt als gelebt habe, geht es seit zwei Monaten so gut wie noch nie in meinem Leben. Ich habe zum Glück relativ schnell ein Therapieplatz gefunden und viel mit meiner Therapeutin aber auch selbst mit und an mir gearbeitet, vor allem aus reiner Not, da ich so hätte nicht weiter leben können.

Ich habe nach und nach Fortschritte gemacht, öfter Rückschritte aber immer mehr Gefühle entdeckt und gefühlt, die ich zuvor ziemlich früh verloren habe. Ich habe wieder fühlen gelernt, in jede Richtung.

Ich habe eine Idee was der Alltag und das Leben bereit hält, warum man gerne lebt.

Ich nehme jetzt emotional Teil an meinem Leben.

Ich habe kein Frieden mit mir geschlossen aber ich verstehe mich, versuche mich zu akzeptieren und Mitgefühl mit mir zu haben.

Ich könnte endlos schreiben wie viel Auswirkungen es hat.

Ich bin mir sicher es wird wieder andere Phasen geben. Ich bin dennoch dankbar für die Menschen die mich begleitet haben und aus meiner Perspektive nur für mich gegeben haben, für meine Therapeutin und für das Privileg mich mit meiner psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen zu können.

Ich weiß wie hilflos, sinnlos es sich anfühlen kann. Wie groß die Not sein kann und wie ich solche Worte immer belächelt habe. Ich bin eines besseren belehrt. Versucht es, ich glaube an Dich wenn Du es nicht kannst.

Ich frage nach nichts, aber lass es so weiter gehen.

  • Das liest sich sehr schön! Danke für den Beitrag und ich wünsche Dir nur das Beste 🫶🏻

  • Das ist schön zu hören, dass es dir jetzt besser geht als zuvor. Du kannst echt stolz auf dich sein❤️

  • Freut mich sehr für dich! Darauf kannst du echt stolz sein.

    Ich hoffe es ist in Ordnung etwas zu fragen, wenn du nicht magst brauchst du nicht zu antworten.

    Hast du irgendetwas besonders gemacht um so schnell einen Therapieplatz zu bekommen? Hast du diesbezüglich einen Tipp?

    Oft liegt es einfach nur an deinem Status "GKV-Patient" (manchmal aber auch an einer generellen regionalen Auslastung, dann hilft evtl. eine Erweiterung des Suchradiusses). Die gesetzliche Krankenversicherung zahlt nur den einfachen Honorarsatz an den Therapeuten. Ein privatversicherter oder privat zahlender Patient, zahlt den 2-3-fachen Honorarsatz, außerdem hat er zusätzliche Möglichkeiten bei Therapeuten ohne Kassenzulassung. Die Therapeuten mit Kassenzulassung arbeiten ihre Pflichtleistung u.a. mit Therapeutischen Erstgesprächen ab und picken sich da die Rosinen raus (besonders leichte oder interessante Fälle z.b.), den Rest ihrer Zeit belegen sie dann natürlich überwiegend mit Privatzahlern, weil gibt für die gleiche Leistung bei gleichem Zeitaufwad dreimal mehr Knete. Ich hätte z.B. bei den meisten Therapeuten, die mich ablehnten, sofort ne Therapie anfangen können, wenn ich selber gezahlt hätte. Unsre eine Nachbarin mit als Vollpsycho diagnostizierten Sohn hat auch nur ne Therapie für den bekommen, weil sie es selber zahlt (und dafür Überstunden schiebt, um es bezahlen zu können). Wenn du das Geld übrig hast, kannst du also deutlich schneller an einen Therapieplatz kommen.

    In Bayern gibt’s die KVB, Terminservicestelle die einem die kürzeren Erstgespräche vermittelt. Der selbständige Psychotherapeut bei dem ich den Termin vermittelt bekam betreut meine Therapeutin in Ausbildung zur Psychotherapeutin in einer Klinik und die hatte glücklicherweise noch Kapazitäten. War zu Beginn ehr skeptisch.. Es war aber Glück. Ich habe mich beruflich oft für andere um Plätze bemüht und es ist eine Katastrophe.

  • Das klingt gesund. Alles gute dir.