Von außen schien Ferraris Performance ein Rätsel - intern war es eine Kettenreaktion aus verschiedenen Faktoren. Ferrari Chefingenieur nennt die Ursachen für das Formel-1-Tief 2025.

Kerstin HasenbichlerKerstin Hasenbichler

Kerstin Hasenbichler

Kerstin HasenbichlerRedaktionsleiterin

Kerstin gibt 2025 ihr Comeback bei Motorsport-Magazin und kümmert sich v.a. um unsere Rookies, Online & Print.MEHR

Lewis Hamilton in Abu Dhabi
Ferraris Formel-1-Tief 2025: Das steckt wirklich dahinter, Foto: IMAGO/NurPhoto

Jetzt oder nie! Charles Leclerc weiß, welche Stunde für Ferrari geschlagen hat. Die Reglementänderungen 2026 eröffnen der Scuderia die Chance, wieder um WM-Titel in der Formel 1 zu kämpfen. "Ich hoffe wirklich, dass wir diese neue Ära auf dem richtigen Fuß beginnen", betonte der Monegasse, der 2025 zwar siebenmal auf dem Podest stand, aber kein einziges Mal ganz oben.

Für Ferrari, das nur einen Anspruch hat - Weltmeisterschaften zu gewinnen -, war diese Saison ein harter Realitätscheck. Zwar erwischte Ferrari 2022 den besten Start aller Teams in die Ground-Effect-Ära, doch sechs Monate später begann eine knapp vier Jahre andauernde Achterbahnfahrt. Der Misserfolg kostete unter anderem Teamchef Mattia Binotto den Job, an seine Stelle kam Fred Vasseur. Doch auch die Tage des Franzosen wurden angesichts der enttäuschenden Saison 2025 bereits in italienischen Medien angezählt - trotz seines mehrjährigen Vertrags.

Falsche Entscheidungen getroffen

Mit der Entscheidung im letzten Jahr des bestehenden Reglements das Konzept der Vorderradaufhängung von Pushrod- auf Pullrod umzustellen, manövrierte sich Ferrari selbstverschuldet in eine Ecke, aus der man über die Saison hinweg nicht mehr herauskam. In Maranello bestreitet man, dass das Auto bei der Ride Height kompromittiert gewesen ist, und auch, dass die überarbeitete Hinterradaufhängung, die nach dem großen Unterboden-Update von Österreich in Spa eingeführt wurde, dazu dienen sollte, dieses Problem zu lösen. Doch die Indizien sprechen eine andere Sprache.

Besonders aufschlussreich ist der Ungarn Grand Prix 2025: Charles Leclerc stand auf dem Hungaroring überraschend auf der Pole Position, fiel im Rennen jedoch auf Platz vier zurück. Vieles deutet darauf hin, dass Ferrari das Auto im Qualifying so tief wie möglich fuhr, um mehr Leistung abzurufen und dann im Rennen versuchte, den dadurch entstehenden Abtrieb am Unterboden (Plank Wear) in den Griff zu bekommen, indem man den Reifendruck erhöhte. Für Leclerc blieb die Pole in Ungarn die einzige in der Saison 2025.

Während der Monegasse es zumindest in allen Qualifyings – mit Ausnahme von Imola – immer unter die Top-10 schaffte, hatte der beste Qualifier in der Geschichte der Formel 1 schwer zu kämpfen. In 24 Qualifyings gelang Lewis Hamilton nur 15-Mal der Sprung ins Q3, in Las Vegas, Katar und Abu Dhabi schaffte er es nicht einmal über Q1 hinaus. Doch gerade im letzten Jahr des bestehenden Reglements ist die Startplatzierung ein entscheidender Faktor gewesen wie auch Matteo Togninalli weiß.

"90 Prozent der Arbeit erfolgte im Qualifying. Man hat deutlich gesehen: Wer vorne startet, der beendet das Rennen vorne. Wer hinten startet, hat es extrem schwer, zu überholen. Es sei denn, man macht etwas ganz anderes, was nur Sinn macht, wenn man Letzter ist", erklärte Ferraris Chefingenieur. Das größte Problem stellte für Ferrari der Pirelli-Reifen dar, der laut Togninalli besonders empfindlich auf einer schnellen Runde reagierte, sich im Renntrimm jedoch als ziemlich robust erwies.

Pirelli-Reifen für Ferrari eine Wissenschaft

"Die Reifen sind eine richtige Wissenschaft und stellen definitiv die größte Herausforderung dar, weil wir sie nicht herstellen. Das Einzige, was wir damit tun, ist, damit zu fahren. Es ist also eine sehr komplexe Angelegenheit", erklärte Ferraris Chefingenieur. Allein durch die Vorbereitung des Reifens hätte der Fahrer im Qualifying rund zwei bis drei Zehntel gewinnen können. "Wenn man ein Auto hat, das vier Zehntel schneller ist als jedes andere, hat man trotzdem Variabilität, aber man ist meist unter den ersten drei", spielte der Italiener vor allem auf McLaren an.

"Wenn man im Mittelfeld mit unseren sechs Autos liegt, können 50 Millisekunden zwischen Platz vier oder zehn entscheiden. Damit mussten wir uns auseinandersetzen." Entsprechend stellte Ferrari recht früh in der Saison die Entwicklung ein. "Die Entscheidung fiel auf höchster Unternehmensebene", verriet Togninalli. Ob es die richtige war, wird sich zeigen. "Ich habe keine Antwort darauf. Ich denke, dass wir bis zum nächsten Jahr warten müssen."

Roger Benoit im XXL-Talk nach dem Formel-1-Finale 2025 in Abu Dhabi: Die Reporterlegende spricht Klartext zu Titelduell, Team-Politik und Lewis Hamilton.

Hamiltons Ferrari-Fiasko 2025: Aufhören oder abliefern? (01:00:26)

© Motorsport-Magazin

Formel-1-Saison 2025FerrariAlle Themen

Kommentare

F1-WM-Stand

F1-WM-Stand Fahrer
1Lando Norris423 P
2Max Verstappen421 P
3Oscar Piastri410 P
F1-WM-Stand Konstrukteure
1McLaren833 P
2Mercedes-AMG469 P
3Red Bull451 P