(open.substack.com)
Die Situation war perfekt, zu perfekt. Nach einem Halving-Jahr gewinnt auch noch ausgerechnet der Kandidat, der die Einführung einer Bitcoin-Reserve für die USA und die Entlassung des SEC-Chefs Gary Gensler, welcher als sehr kritisch gegenüber Kryptos galt, versprochen hatte. Der „Trump-Pump“ während seines Wahlgewinns sollte nur ein Vorgeschmack sein, von dem, was Krypto-Investoren noch erwarten sollten…
Dezember 2025: Der Krypto-Markt befindet sich am Tiefpunkt. Trotz kleinerer Pumps stehen die meisten Altcoins auf Jahresbasis im blutroten Bereich. Bitcoin legte eine zweimonatige Korrektur von -35 % hin, und Ethereum ist noch meilenweit von den von vielen erwarteten fünfstelligen Kursen entfernt. Der Fear-&-Greed-Index schwankt zwischen Angst und extremer Angst, und Krypto-Twitter (X) ist ein einziges Schuldzuweisungsspektakel. Doch was genau geschah hier? Wo bleiben die Anstiege von 2017 und 2021? Es schien doch so offensichtlich, dass dies der größte Krypto-Bullenmarkt werden würde, den es bisher gab. Oder war es genau das Offensichtliche, das den jetzigen Zustand hervorgebracht hat? Folgende Punkte tragen maßgeblich zur momentanen Situation bei:
Eine „feindliche“ SEC war besser als eine „freundliche“ SEC
Die SEC bekämpfte Krypto nicht mit Gesetzen, sondern mit Angst. Statt klare Leitlinien zu setzen, wurde schnell geklagt – eine Durchsetzung durch Strafverfahren. Ein bekanntes Beispiel ist der Rechtsstreit gegen Ripple Labs (XRP). Im Dezember 2020 reichte die SEC eine Klage ein, weil XRP über Jahre hinweg als nicht-registriertes Wertpapier verkauft worden sein soll. Institutionelle Anleger zogen sich zurück, da dies massive Unsicherheit bedeutete. XRP war zu diesem Zeitpunkt seit Jahren frei handelbar und international genutzt, wurde aber nie offiziell als Wertpapier eingestuft. Dieser Fall schockierte den Markt und wurde zum Sinnbild für die Härte der SEC unter Gensler.
Kurz vor Trumps Antritt trat Gensler zurück, und das Krypto-Umfeld feierte einen Sieg. Doch gerade diese Härte war für den volatilsten Markt der Börse notwendig. Besonders Market Maker profitierten von den neuen Entwicklungen. Paul Atkins, ein Vertrauter Trumps, wurde als neuer SEC-Chef ernannt, was eine mildere Kontrolle des Krypto-Sektors bedeutete. Seitdem sind Milliarden-Liquidationen pro Tag keine Seltenheit mehr. Unerfahrenere Privatanleger wurden besonders anfällig Opfer dieser Liquidationen zu werden und verloren teils sehr hohe Summen, während institutionelle Investoren mehr Risiko eingehen konnten.
„2025 wird das Jahr der Kryptos“
Die Erwartungshaltung war riesig: steigende Dominanz von Bitcoin, politischer Bullen-Supergau, das perfekte Muster – 2013, 2017, 2021 und 2025. Diese Logik ignoriert jedoch, dass sich der Markt inzwischen stark institutionalisiert hat. Die Liquidität ist effizienter verteilt und konzentriert sich nicht mehr nur bei Retail-Anlegern, sondern vor allem bei institutionellen Fonds, Börsen, Krypto-ETFs und Großinvestoren. Diese Akteure handeln professioneller, ihre Orders sind größer und besser geplant, sodass der Markt nicht mehr so stark auf einzelne Kauf- oder Verkaufsaktionen reagiert wie früher. Retail-Hypes wie 2017 lassen sich dadurch heute nur schwer wiederholen.
Makroökonomisches Umfeld
Seit Mai 2022 vollzog die FED die quantitative Straffung (QT), welche dem Markt Liquidität entzog. Diese endete am 1. Dezember 2025. Bis heute gab es noch nie einen Krypto-Bullrun während QT. Auch Inflation, hohe Zinsen und Unsicherheiten bei Staatsanleihen haben das Risiko für Anleger in risikoreichen Assets wie Kryptowährungen massiv erhöht.
Mit den neuen Zinssenkungen im September, Oktober und Dezember 2025 wurde der Markt wieder mit Kapital versorgt. Bitcoin zählt nach wie vor als Risiko-Asset, vor allem auch aufgrund seiner Volatilität, welche eng mit makroökonomischen Faktoren korreliert. Doch es macht nun immer mehr das Gerücht die Runde, dass eventuell quantitative Lockerung im Laufe von 2026 beginnen könnte. Ein solches Ereignis wäre massiv bullisch für Risiko-Assets wie Kryptos. Die vergangen Krypto-Bullenmärkte in 2013 und 2021 fanden während einer expansiven Geldpolitik statt.
Trumps Vorgehensweise
Trump wird nicht umsonst als “Kryptopräsident” bezeichnet. Er war bis jetzt der erste US-Präsident, welcher seinen eigenen Krypto-Token hervorbrachte. OFFICIAL TRUMP war repräsentativ für den American Dream. Doch so schnell er auch nach oben schoss, umso schneller schoss er auch in die entgegengesetzte Richtung. Momentan notiert der Coin bei ungefähr einem Zehntel seines All-Time-Highs. Aber was genau ist seine Strategie? Trump ist schließlich länger Geschäftsmann als Politiker. Eine Vermutung, welche sich im Krypto-Sektor natürlich breit macht ist, dass Trump zuerst den Markt kaputtschlagen möchte, bevor er ihn wieder aufbaut. Die Zölle sind hierbei ein entscheidendes Werkzeug. Zum einen nehmen diese Geld ein, zum anderen lösten sie unglaubliche Liquidationswellen aus und drückten die Kurse (nicht nur am Krypto-Sektor) runter. Die zittrigen Hände verlassen den Markt, die Profis positionieren sich weiter.
“Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft”, der harte Kern der Krypto-Szene glaubt noch an eine bullische Zukunft. Die ersten Spot-Altcoin-ETFs etablieren sich bereits im Markt und weitere sind bereits im Gespräch. Die Makroökonomie der USA steht momentan an einem Wendepunkt. Es wäre alles so perfekt, aber die vermeintlich bullischsten Nachrichten verwandelten sich aktuell in einen Albtraum. Institutionelles Kapital kann entweder den Untergang für die Kryptos bedeuten oder es definiert momentan den gesamten Krypto-Markt ganz neu.
