Ein 18-jähriger Schüler wird suspendiert, weil er in einem Workshop zum Thema Online-Radikalisierung die Definition von Diskriminierung hinterfragt haben soll. Das berichtet die Junge Freiheit, der der Schriftverkehr mit dem Berliner Gymnasium vorliegt. Er nahm zusammen mit anderen Schülern an einem Workshop des Projektes „AntiAnti“ teil, der von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung und dem Brandenburger Bildungsministerium gefördert wird. In dem Workshop ging es um „Hate Speech“ und „menschenverachtende Hetze“.

Es könnte sich, auch wenn das aus dem Artikel der JF nicht eindeutig hervorgeht, um den Workshop „ViralHate – Strategien der extremen Rechten online“ handeln, der damit wirbt, dass Schüler lernen sollen, zwischen „Kritik und menschenverachtender Hetze zu unterscheiden“. Der Workshop fand am 16. Dezember statt. Gegenüber der JF erzählt der Schüler, dass er in der Vorstellungsrunde gesagt habe, dass er erfundene Pronomen ablehne und das generische Maskulinum bevorzuge.

Im Verlauf des Workshops sagte eine der Leiterinnen, dass Diskriminierung ein strukturelles Machtgefüge voraussetze. Der Schüler fragte nach der Quelle für diese Definition, die ihm nicht genannt wurde. Nach der Pause sollen ihn eine Lehrerin und eine Abteilungsleiterin der Schulleitung beiseite genommen und mit ihm gesprochen haben. Dabei soll die Tür zum Unterrichtsraum offengestanden haben, sodass die anderen Schüler das ganze Gespräch mithören konnten. 

Der Schüler gibt an, dass ihm vom Lehrer und der Schulleitung vermeintlich antidemokratische und rechtsradikale Aussagen unterstellt wurden. Er wurde deshalb vom Workshop ausgeschlossen. In einer späteren Mail teilte die Schulleitung dem 18-Jährigen mit, dass er bis zu einer Klassenkonferenz am 7. Januar suspendiert sei. Konkrete Aussagen, die dem Schüler zur Last gelegt wurden, wurden in der E-Mail jedoch nicht genannt. Stattdessen heißt es lediglich, dass „antidemokratisch und rechtsradikal eingestellten Personen“ für sich in Anspruch nähmen, „daß alle demokratischen Regeln angewendet werden, die sie dann anderen verweigern wollen“.

Die JF fragte bei der Schule an, welche Aussagen dem Schüler vorgeworfen werden, auf welcher rechtlichen Grundlage der Schulausschluss erfolgte und ob die Workshop-Leiterinnen darauf Einfluss genommen hatten. Diese Anfrage blieb unbeantwortet. Das Projekt „AntiAnti“ wird von „mediale pfade.org“ durchgeführt und staatlich gefördert.

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Das Projekt richtet sich nach eigenen Aussagen gegen Rechtsextremismus, Islamismus und Antisemitismus im Internet und wurde 2022 mit dem staatlich finanzierten Dieter-Baacke-Preis ausgezeichnet, der in der Kategorie „Projekte von und mit Jugendlichen“ mit 2.000 Euro dotiert ist. Das Projekt soll laut der Berliner Senatsverwaltung für Soziales im vergangenen Jahr 160.000 Euro bekommen haben.

mra